winzerkrimi: diese szene könnte auch gehen
Leichhardt machte sich auf den Weg nach Geisenheim zum Weinbauverband. Baron von Wittbrock war ein vielbeschäftigter Mann, ein Workaholic, ein vierschrötiger, stiernackiger Mr.-ich-bin-unersetzlich und Bei-mir-laufen-alle-Fäden-zusammen. Die Branche nannte ihn ein Großmaul, er selbst betrachtete sich als genialen Kommunikator und Vereinfacher. Seinen Lebenslauf hatte er international aufgeplustert: Ein Studium in den Vereinigten Staaten, Hockey in Indien, eine Finca in Spanien. Angeblich war er mit Luciano Pavarotti, Mikä Reikönnen und dem monegassischen Königshaus bekannt und wurde nicht müde, allen ihre Telefonnummern herumzuzeigen, die sie sehen und nicht sehen wollten. Seine Persönlichkeit changierte zwischen Helmut Kohl und Hugh Hefner und er hielt sich drei Vizedirektoren, die alle nichts zu sagen hatten. Er trug drei Handys mit sich herum, die dauernd klingelten und die er alle hasste. Auf seiner Hassliste standen außerdem das Internet, der Flughafen Hahn im Hunsrück und Roboter, die angeblich gepanschten Wein erkannten, sogenannte Wein-Bots.
„Wissen Sie, was das ist?“
„Keine Ahnung.“ Leichhardt nahm in dem weißen Ledersessel vor seinem Schreibtisch Platz.
„Japanische Ingenieure haben eine Analysemaschine entwickelt“, der Baron blätterte in einer Weinzeitschrift, „die 30 verschiedene Rebsorten identifiziert. Händler und Zollbehörden sollen in Zukunft schneller überprüfen können, ob ein Wein hält, was sein Etikett verspricht. Das Ding ist so groß wie ein drei-Liter-Weinkarton und besteht aus einem Mikrocomputer und einem optischen Sensor. Um zu überprüfen, aus welcher Rebe ein Wein gemacht ist, ist eine Probe von fünf Milliliter erforderlich. Also wie soll ich mir das vorstellen – die Zollbehörden prüfen den Wein?!“
„Ich kanns mir gar nicht vorstellen“, bekannte Leichhardt.
Ungeduldig sah ihn der Baron an. „Ich lese es Ihnen doch vor! Hier: Die Maschine bestrahlt die Probe mit infrarotem Licht und ein Teil der Strahlung wird vom Wein reflektiert, während der andere Teil absorbiert wird. Ein Feld aus Photodioden misst die Wellenlänge des absorbierten Infrarotlichts und ermittelt die organischen Komponenten des Weins. Da diese für jede Rebsorte individuell sind und sich auch zwischen verschiedenen Anbaugebieten unterscheiden", er betonte jetzt jedes Wort einzeln und machte sich Notizen, „kann der Wine-Bot aus den gemessenen Wellenlängen Sorte und Herkunft des Weins identifizieren. Der gesamte Vorgang dauert etwa eine Minute.“ Er schlug mit der flachen Hand auf die Zeitschrift. „30 Rebsorten! Lachhaft! Diese robotersüchtigen Japaner sollten sich besser um ihren eigenen Pflaumen- und Reiswein kümmern!“
Sein Büro im Verwaltungsgebäude des Weinbauverbands lag mit den Fenstern zum Rhein hinaus. Stolz erzählte er dem Kommissar, dass er sich den Blick zwei Mal im Jahr von der Stadtverwaltung freischneiden ließ. Eigentlich war es verboten, aber so weit kam`s noch, dass er von hier aus den Rhein nicht mehr sehen könnte. Oben am Niederwalddenkmal sei`s grotesk, da gab es unweit vom Jagdschloss Niederwald einen Pavillon, der Bella Vista hieß, und einst, wie der Name schon sagte, für einen großartigen Ausblick auf den Rhein gesorgt hatte. Heute bot der Pavillon nur noch einen Blick auf eine fünf Meter entfernte Birkenwand. Und die Nahemündung ...
„Der Mordfall“, mahnte Leichhardt.
*speichert
„Wissen Sie, was das ist?“
„Keine Ahnung.“ Leichhardt nahm in dem weißen Ledersessel vor seinem Schreibtisch Platz.
„Japanische Ingenieure haben eine Analysemaschine entwickelt“, der Baron blätterte in einer Weinzeitschrift, „die 30 verschiedene Rebsorten identifiziert. Händler und Zollbehörden sollen in Zukunft schneller überprüfen können, ob ein Wein hält, was sein Etikett verspricht. Das Ding ist so groß wie ein drei-Liter-Weinkarton und besteht aus einem Mikrocomputer und einem optischen Sensor. Um zu überprüfen, aus welcher Rebe ein Wein gemacht ist, ist eine Probe von fünf Milliliter erforderlich. Also wie soll ich mir das vorstellen – die Zollbehörden prüfen den Wein?!“
„Ich kanns mir gar nicht vorstellen“, bekannte Leichhardt.
Ungeduldig sah ihn der Baron an. „Ich lese es Ihnen doch vor! Hier: Die Maschine bestrahlt die Probe mit infrarotem Licht und ein Teil der Strahlung wird vom Wein reflektiert, während der andere Teil absorbiert wird. Ein Feld aus Photodioden misst die Wellenlänge des absorbierten Infrarotlichts und ermittelt die organischen Komponenten des Weins. Da diese für jede Rebsorte individuell sind und sich auch zwischen verschiedenen Anbaugebieten unterscheiden", er betonte jetzt jedes Wort einzeln und machte sich Notizen, „kann der Wine-Bot aus den gemessenen Wellenlängen Sorte und Herkunft des Weins identifizieren. Der gesamte Vorgang dauert etwa eine Minute.“ Er schlug mit der flachen Hand auf die Zeitschrift. „30 Rebsorten! Lachhaft! Diese robotersüchtigen Japaner sollten sich besser um ihren eigenen Pflaumen- und Reiswein kümmern!“
Sein Büro im Verwaltungsgebäude des Weinbauverbands lag mit den Fenstern zum Rhein hinaus. Stolz erzählte er dem Kommissar, dass er sich den Blick zwei Mal im Jahr von der Stadtverwaltung freischneiden ließ. Eigentlich war es verboten, aber so weit kam`s noch, dass er von hier aus den Rhein nicht mehr sehen könnte. Oben am Niederwalddenkmal sei`s grotesk, da gab es unweit vom Jagdschloss Niederwald einen Pavillon, der Bella Vista hieß, und einst, wie der Name schon sagte, für einen großartigen Ausblick auf den Rhein gesorgt hatte. Heute bot der Pavillon nur noch einen Blick auf eine fünf Meter entfernte Birkenwand. Und die Nahemündung ...
„Der Mordfall“, mahnte Leichhardt.
*speichert
Anobella - 28. Aug, 19:25