Auf der Straße herrschte
„Edmund!“
Doch aufgefallen. Mist.
Ein junger Typ aus einer WG im Haus ergriff seine Hand und wünschte ihm ein schönes neues Jahr. Falls sie sich nicht mehr sehen sollten!
Wütend sah Edmund ihn an. Durfte man das vorher wünschen – ein schönes neues Jahr? War das nicht ein böses Omen? Das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte: ein böses Omen. Widerwillig gab er den Gruß zurück.
Andi grinste. „Was hast du im Rucksack? Eine übriggebliebene Weihnachtsgans?“
Das war zwar ein hübsches Bild, aber momentan fehlte Edmund jeder Funken Humor.
„Ich fahre zu Miriam nach Hoechst“, antwortete er. „Das ist nur Gemüse und Obst.“
Fünf Minuten später kaufte Edmund im Supermarkt Gemüse und Obst. Lügen hatten kurze Beine, stellte er fest, aber wie kurz, hatte er nicht gewusst. Jetzt musste er Miriam Obst und Gemüse mitbringen, egal, wie plausibel es war. Edmund war notorischer Nichtsmitbringer. Nichts zum Essen, nichts zum Trinken, nichts zum Geburtstag.
Er würde Miriam etwas von Reiseproviant für Berlin erzählen, das über das Wochenende nicht verderben durfte. An ein Wegfahren war ohnehin nicht mehr zu denken. Er hatte noch tagelang mit dieser Leiche zu tun. Und dann musste er zu Hause die Stellung halten.
Durch den ganzen Weihnachtsflitter und die Silvesterlichter machte er sich auf den Weg runter zum Main. Immer wieder prüfte er in den Schaufenstern sein Spiegelbild, ob etwas Ungewöhnliches zu entdecken war. Oder ob Blut aus dem Rucksack tropfte.
Anobella - 13. Mär, 10:39