Netzalp 5
Es war kaum zehn Uhr morgens, Walter saß im Büro, hatte eigentlich entsetzlich viel zu tun und ein neuer Klick ins Netz zeigte – Walter konnte sich unmöglich auf die Arbeit konzentrieren – dass die Betreiber von dem Literaturweblog herausgefunden hatten, dass er aus der Region Frankfurt/Main schrieb. Prost Mahlzeit. Wenn seine Chefin das entdeckte, war er geliefert.
Lauter Blogger aus Rhein-Main-Nahe klatschten im Forum auf seinem Kafka-Thread auf – was immer auch Blogger waren. Sie würden sich freuen, ihn kennenzulernen, sie seien zwar nur ein kleines Trüppchen – Blogger eben – und hier nicht anerkannnt und da nicht gewürdigt und generell unterbewertet, aber dafür spontan und rhizomatisch verzweigt. Stammtisch, Cafe Gegenwart, jeden dritten Donnerstag um Sieben, wollte Walter nächste Woche vorbeischauen?
Nein, wollte Walter nicht. Obwohl! Rhizomatisch verzweigt gefiel ihm. Es erinnerte ihn so an früher, damals in den Siebzigern, da war das große Mode gewesen mit dem Rhizomatischen. Die französische Philosophie hatte diesen schönen Begriff geprägt und sie hatten sich in Deutschland wie die Verdurstenden drauf gestürzt, nach all dem Horkheimer und Adorno und Habermas und kompliziert und unverständlich und abgedreht und schwer. So deutsch! So elend! So un-er-träg-lich!
Die Franzosen hatten sich übrigens damals mit dem Rhizomatischen auf Kafka bezogen – fiel Walter ein – das Schloss sei typisch rhizomatisch. Das Ende des Romans kam natürlich für alle zu abrupt, weil Kafka mit dem Rhizomatischen nicht mehr fertig geworden war und ihm der ganze Plot – wenn man es so bezeichnen wollte – in alle Richtungen ausgefasert sei. Aber da schloss sich der Kreis für Walter. Er hatte das Gefühl, doch das Richtige getan zu haben mit seinem Kafka-Satz auf dem Philosophie-Forum. Obwohl es ihn nervte, dass sie schon wussten, dass er aus a) Frankfurt kam, b) seine Integrität anzweifelten und c) ihn einer dieser Deppen im Vulgärton anblaffte, er sollte gefälligst seine Hausaufgaben machen, bevor er im Netz Kafka verwurste.
Lauter Blogger aus Rhein-Main-Nahe klatschten im Forum auf seinem Kafka-Thread auf – was immer auch Blogger waren. Sie würden sich freuen, ihn kennenzulernen, sie seien zwar nur ein kleines Trüppchen – Blogger eben – und hier nicht anerkannnt und da nicht gewürdigt und generell unterbewertet, aber dafür spontan und rhizomatisch verzweigt. Stammtisch, Cafe Gegenwart, jeden dritten Donnerstag um Sieben, wollte Walter nächste Woche vorbeischauen?
Nein, wollte Walter nicht. Obwohl! Rhizomatisch verzweigt gefiel ihm. Es erinnerte ihn so an früher, damals in den Siebzigern, da war das große Mode gewesen mit dem Rhizomatischen. Die französische Philosophie hatte diesen schönen Begriff geprägt und sie hatten sich in Deutschland wie die Verdurstenden drauf gestürzt, nach all dem Horkheimer und Adorno und Habermas und kompliziert und unverständlich und abgedreht und schwer. So deutsch! So elend! So un-er-träg-lich!
Die Franzosen hatten sich übrigens damals mit dem Rhizomatischen auf Kafka bezogen – fiel Walter ein – das Schloss sei typisch rhizomatisch. Das Ende des Romans kam natürlich für alle zu abrupt, weil Kafka mit dem Rhizomatischen nicht mehr fertig geworden war und ihm der ganze Plot – wenn man es so bezeichnen wollte – in alle Richtungen ausgefasert sei. Aber da schloss sich der Kreis für Walter. Er hatte das Gefühl, doch das Richtige getan zu haben mit seinem Kafka-Satz auf dem Philosophie-Forum. Obwohl es ihn nervte, dass sie schon wussten, dass er aus a) Frankfurt kam, b) seine Integrität anzweifelten und c) ihn einer dieser Deppen im Vulgärton anblaffte, er sollte gefälligst seine Hausaufgaben machen, bevor er im Netz Kafka verwurste.
Anobella - 25. Dez, 08:41
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