... ist das ja nun auch nicht. Auf Brod aufbauend hat auch Klaus Wagenbach
unermüdlich auf den versicherungstechnischen Hintergrund von Kafkas
Schriften hingewiesen. Schon in seiner ersten Kafka-Biografie von 1964
(Rowohlt Monografie), dann in dem Wagenbach-Taschenbuch "Franz Kafka: In der
Strafkolonie. Eine Geschichte aus dem Jahr 1914" von 1975 und zuletzt im
Marbacher Magazin Nr. 100: "Kafkas Fabriken". Bearbeitet von Hans-Gerd Koch
und Klaus Wagenbach, unter Mitarbeit von Klaus Hermsdorf, Peter Ulrich
Lehner und Benno Wagner
Trotzdem natürlich ein Desideratum, diese amtlichen Schriften
Gute Bücher, das.
georg ist da.
*strahlt
klaus wagenbach ist eine ganz große ausnahme in der kafka-rezeption. er hat solche prosastückchen wie "im hauptquartier des lärms" erst groß gemacht.
sollte ich sagen. inzwischen tut sich ja was, man holt ihn aus der depressiven ecke.
vor allem in der schule wäre es wichtig, die schüler nicht mit "vor dem gesetz" totzuschlagen, sondern erst mal schöne kleine literaturstückchen von ihm hinzupflastern.
ich habe zuerst die "briefe an milena" von ihm gelesen, dann alle briefe, dann alle tagebücher usw. kafka ist eine sucht, die ich mir gern erlaube und die auch nie aufhört.
Daran ist Max Brod schuld, der nicht nur die Tagebücher verhunzt hat,
sondern so humorlos war (wahrscheinlich auch neidisch, als doch nur
höchstens drittklassiger Autor), dass er Kafka gar nicht verstanden hat. Und
hat ihn dann einfach auf religiös interpretiert. Und alle Lehrer gleich
hinterher. So geht das natürlich nicht...
max brod hat die heikelste veröffentlichergeschichte überhaupt.
und er hatte eine so hohe meinung von kafka, dass er alles ausradierte, von dem er meinte, dass es nicht zu ihm passte. die schimpfwörter zum beispiel flogen aus den tagebüchern raus.
was mir aber immer zu denken gegeben hat - und was ich respektiere - ist die tatsache, dass unter dem strich max brod derjenige war, den kafka sein leben lang ausgehalten hat. den er bis zuletzt bei sich haben wollte. und kafka hat nicht viele ausgehalten - seine schwester ottla noch. den rest nur mit zusammengebissenen zähnen. also muss was an ihm dran gewesen sein. und in seinem buch über kafka (leben, wirken und werk oder so öhnlich) sind sehr viele interessante gedanken drin.
brod hat auch mit kafka viel mitgemacht. eins von den künstlerkaffeehäusern in prag war das cafe orient, ein expressionistisches cafe, das übrigens vor zwei jahren aus einem 70-jährigen märchenschlaf geweckt wurde, und eines abends hatte brod zu kafka gesagt, er soll ihn doch da abholen. natürlich mit dem hintergrund, ihn wieder jemandem vorzustellen. kafka ging hin und wartete eine stunde lang VOR dem cafe (seine eigene wohnung in rufweite) auf brod. in den tagebuchaufzeichnungen hieß es dann "ich kann warten wie ein rindvieh."
da flippt man glaube ich schon mal aus, wenn man im cafe mit einflussreichen leuten sitzt und dauernd auf die uhr schaut, wo k. bleibt und k. steht unten und betrachtet eine straßenlampe.
Das ist nu auch eine schöne Geschichte. Wie überhaupt die Geschichten um ihn
alle sehr schön sind. Wie die mit dem Mädchen, das ihre Puppe verloren hat,
und Kafka erzählt ihr, um sie zu trösten, dass sie verreist ist, und dann
schreibt er ihr, pseudonym als Puppe, jeden Tag (glaube ich) einen Brief und
erzählt ihr, was sie gerade erlebt. Ist das nicht süß?
Ich hab´s gelesen,