ich war vor ein paar wochen in weimar,
eine ganz eigene stadt, ein kulminationspunkt, weimarer klassik (literatur und musik), bauhaus, weimarer republik. kaum etwas, das hier nicht zum thema gemacht worden wäre. überragt wird die landschaft von einem riesigen sozialistischen mahnmal für das KZ buchenwald, das auf die stadt herunterblickt. der nazi-kulturrat wollte damals nicht, dass das KZ den namen ettersberg erhielt, denn hier hatte goethe viele gespräche mit eckermann geführt und sein andenken sollte durch die insassen des lagers nicht beschmutzt werden.
ich wusste nicht, dass es ein buch genau darüber gibt. jorge sempruns buch was für ein schöner sonntag! handelt genau davon - und er hasste übrigens das denkmal, eine typische geschmacklosigkeit auf vorschlag von bert brecht sei es gewesen, einige ddr-funktionäre wollten ihn dazu überreden, die gedenkstätte nach dem krieg zu besuchen, aber er weigerte sich, er hatte kein interesse an freundeskreisen ehemaliger deportierter.
(Als Sohn einer bürgerlichen spanischen Familie kennt Semprun die deutsche Kultur genau, deutlich genauer als seine Bewacher. Eine der Reflexionsebenen des Romans ist daher die Konfrontation der großen Weimarer Klassik mit der Realität des Konzentrationslagers. Hier ist Goethe gewandert, ins Gespräch vertieft mit Eckermann. Wie war das möglich, die völlige Verrohung in Weimar angesichts der Geschichte der Stadt? Mitten im Lager steht der verkohlte Goethe-Baum, ein Mahnmal für die im Faschismus untergegangene deutsche Kultur.)
im august 1944 wurde ernst thälmann im krematorium von buchenwald erschossen.
er war das größte vorbild meines großvaters war, der in sachsenhausen landete, aber überlebte und mir auf einem flug nach new york diese geschichte erzählte. "wer ist dein größtes vorbild?" fragte er, ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber es wird wohl in richtung gustav landauer gegangen sein. er sagte "thälmann." leider kann ich ihm dieses herausragende buch von semprun nicht mehr schenken.
ich wusste nicht, dass es ein buch genau darüber gibt. jorge sempruns buch was für ein schöner sonntag! handelt genau davon - und er hasste übrigens das denkmal, eine typische geschmacklosigkeit auf vorschlag von bert brecht sei es gewesen, einige ddr-funktionäre wollten ihn dazu überreden, die gedenkstätte nach dem krieg zu besuchen, aber er weigerte sich, er hatte kein interesse an freundeskreisen ehemaliger deportierter.
(Als Sohn einer bürgerlichen spanischen Familie kennt Semprun die deutsche Kultur genau, deutlich genauer als seine Bewacher. Eine der Reflexionsebenen des Romans ist daher die Konfrontation der großen Weimarer Klassik mit der Realität des Konzentrationslagers. Hier ist Goethe gewandert, ins Gespräch vertieft mit Eckermann. Wie war das möglich, die völlige Verrohung in Weimar angesichts der Geschichte der Stadt? Mitten im Lager steht der verkohlte Goethe-Baum, ein Mahnmal für die im Faschismus untergegangene deutsche Kultur.)
im august 1944 wurde ernst thälmann im krematorium von buchenwald erschossen.
er war das größte vorbild meines großvaters war, der in sachsenhausen landete, aber überlebte und mir auf einem flug nach new york diese geschichte erzählte. "wer ist dein größtes vorbild?" fragte er, ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber es wird wohl in richtung gustav landauer gegangen sein. er sagte "thälmann." leider kann ich ihm dieses herausragende buch von semprun nicht mehr schenken.
Anobella - 23. Jul, 09:43
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