Edmund flogen fast die Ohren ab, als er eine Soundkarte von Ulrich aufmachte.
Irgendeine Finnin quatschte auf ihn ein und das Fenster ließ sich nicht wieder schließen. Seit Wochen versuchte Edmund, Ulrich klarzumachen, dass er solche Links nicht haben wollte. Oft schrieb Ulrich nur ein „Guckst du!“ in den Betreff und Edmund klickte arglos hinein und dann dröhnte irgendwas mit einem ohrenbetäubenden Lärm los.
„Wieder in der Privatmail, Edmund?“ Schon stand Caro in der Tür.
Edmund war wieder zurück auf der Arbeit und der Chef duldete es nicht mehr, dass er im Netz surfte. Eigentlich durfte er nicht mal mehr auf seine Mail gehen. Edmund wartete nur darauf, dass er eines Morgens den Rechner hochfuhr und sie ihm den Netzanschluss gesperrt hatten. Dass sie ihn nur noch in Word Office arbeiten ließen.
Auch bis in die Arbeitsagentur war es inzwischen gedrungen, dass Arnold Menz seit mehreren Wochen vermisst wurde. Dieser Kommissar Leichhardt hatte mal angerufen, ein ganz informelles Gespräch mit dem Chef. Der hatte ausgesagt, dass Edmund zu der fraglichen Zeit zwischen den Jahren Urlaub gehabt hatte, aber dass dieser Metz ihn verrückt gemacht hatte. Dauernd in der Agentur angerufen habe. Auch er habe ihn mal am Apparat gehabt und Metz hatte behauptet, er sei ein guter Freund Edmunds und Edmund sei seit zwei Tagen offline, ob etwas passiert sei? Und die Mail natürlich, in der Ein besorgter Bürger Edmund denunziert hatte. Intern hätten er und Edmund sie Arnold Metz zugeordnet.
Aber Edmunds Leistung sei durch diesen Stalker nicht beeinträchtigt worden, im Gegenteil, er habe das letzte Jahr besser abgeschlossen, als zu erwarten gewesen war. Sie waren nur auf ca. 20 Jugendlichen sitzengeblieben, die noch keinen Ausbildungsplatz hatten. Fünfzehn von ihnen absolvierten immerhin ein Praktikum, die restlichen fünf waren in einer berufsvorbereitenden Maßnahme geparkt. Sie würden spätestens im September zum Zug kommen. Der Chef verließ sich auf sein Bauchgefühl und das sagte ihm, dass Edmund mit Arnolds Verschwinden nichts zu tun hatte. Er hatte sich wieder gefangen nach einem schweren Start, war ein bisschen unkonzentriert und fahrig gewesen, aber jetzt: Alles in Ordnung!
Die Reaktionen der Kollegen auf den Anruf der Wiesbadener Kripo, der sich wie ein Lauffeuer im Amt verbreitete, waren gespalten. Die meisten glaubten, dass Edmund nichts mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte und versuchten unbefangen, etwas über diese Sache aus ihm herauszupressen. Voyeure alle! Wann er diesen Typ kennengelernt hatte? Wann das letzte Mal gesehen? Was für ein Problem mit ihm? Stalking? O je. Das war verbreitet heute. Und es würde noch schlimmer werden. Nach ihrer Ansicht. Mit all den Netzgeschichten, und die Überwachung ganz allgemein. Der größte Stalker war natürlich der Staat. Der wüsste gern alles. Und die Freunde und die Familie. Brrrrrrrrrr! Gruslig! Aber wegen Arnold Metz nochmal: Das müsste ja für ihn, Edmund, eine richtige Erleichterung sein, dass er verschwunden war. Die reinste Erleichterung. Aber Vorsicht - nur keine Schuldgefühle sollte er haben. Sich nicht zum Täter stilisieren lassen. Das ging so schnell heute. Und wenn man einmal so einen Ruf weghatte. So gut wie irreparabel.
Andere hielten es nicht für ausgeschlossen, dass Edmund etwas mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte. Seine Kollegin Caro zum Beispiel. Edmund konnte nicht einschätzen, ob sie es fürmöglich hielt, dass er etwas mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte oder ob sie die Situation nur ausnutzen wollte, um ihn im Job auszubooten. Sie hatte sich für den gleichen vakanten Posten des Abteilungsleiters beworben, den auch Edmund im Auge hatte. Er war sicher, dass sie es schon mit dem Chef durchgesprochen hatte. Aber er wartete ab. Caro hatte nicht die gleiche Anzahl von Berufsjahren auf dem Buckel wie er und nicht so viel Erfahrung. Nur neue Konzepte, die sie gerade in der Uni unterrichteten. Und im Amt mussten sie es ausbaden. Paradigmenwechsel nannte der Chef es. Edmund winkte ab. Sollte Caro sich doch bewerben. Es war ihm nicht wichtig.
„Haben Sie etwas mit dem Verschwinden dieses Arnold zu tun?“ Caro lehnte in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt.
Edmund gelang es endlich, diese Soundkarte von seinem Bildschirm zu verbannen. „Bitte?“
„Haben Sie diesen Kerl umgebracht, der Ihnen nachgestellt hat?“
Edmund wandte den Kopf ironisch nach ihr um. „Ja. Wie klug Sie sind. Ich hab ihn in meinen Ferien ermordet. Man kommt ja sonst zu nichts.“
Verächtlich tippte er weiter. Die Kleine sollte nur nicht anfangen, ihm auf die Nerven zu gehen. Sonst endete sie noch genauso wie Arnold.
Er grinste in sich hinein, dann rief er sich zur Ordnung.
„Sie waren letztes Jahr in einem solchen Aufruhr, ganz untypisch.“ Caro ließ nicht locker.
Edmund schrieb weiter, als dringe Caros Stimmer nur aus weiter Ferne zu ihm. „Ich weiß, dass das Einfachste für Sie wäre. Dann hätten Sie mich aus dem Weg. Wegen des Postens als Abteilungsleiterin. Zeigen Sie mich an. Es ist mir egal.“
„Sie können sich offensichtlich nicht vorstellen, Edmund, dass es mir unangenehm sein könnte, mit einem Mörder zusammenzuarbeiten.“
Edmund kamen die Tränen. In der Tat, das konnte er sich nicht vorstellen. Es relativierte sich doch sehr gegen die Vorstellung, ein Mörder zu sein.
„Caro? Ich habe hier zu tun. Wenn Sie mich entschuldigen?“ Er griff nach dem Telefonhörer. Ein Metaller aus Bonames hatte angerufen, sein Azubi war abgehauen. Jetzt wollte er einen neuen, aber wehe, er war genauso unzuverlässig. Edmund wollte Thorsten bei ihm unterbringen, der es nicht bei der Autobahnmeisterei geschafft hatte.
„Ich fühle mich von Ihnen bedroht“, pointierte Caro heraus.
Edmund stützte den Kopf in die Hand. „Herrgott, Caro! Sind Sie noch nicht weg?“ Er versuchte es anders. „Sie sind mir nicht wichtig genug, Kollegin. Ich würde nie wegen Ihnen ins Gefängnis gehen. Sie können sich locker machen.“
Sie warf ihm einen beleidigten Blick zu.
„Aber wenn Sie Angst vor mir hätten, Caro – ich glaube nicht dran, es ist zu albern – dann würden Sie in diesem Moment meinen Ärger provzieren. Denken Sie mal nach. Sie wollen die Situation nur ausnützen“, er wählte die Nummer des Metallers, „um den Posten zu kriegen. Vergessen Sie´s. Ich bin dran. Ich bin besser als Sie.“
Er hörte, wie Caro die Tür zuschmetterte.
„Wieder in der Privatmail, Edmund?“ Schon stand Caro in der Tür.
Edmund war wieder zurück auf der Arbeit und der Chef duldete es nicht mehr, dass er im Netz surfte. Eigentlich durfte er nicht mal mehr auf seine Mail gehen. Edmund wartete nur darauf, dass er eines Morgens den Rechner hochfuhr und sie ihm den Netzanschluss gesperrt hatten. Dass sie ihn nur noch in Word Office arbeiten ließen.
Auch bis in die Arbeitsagentur war es inzwischen gedrungen, dass Arnold Menz seit mehreren Wochen vermisst wurde. Dieser Kommissar Leichhardt hatte mal angerufen, ein ganz informelles Gespräch mit dem Chef. Der hatte ausgesagt, dass Edmund zu der fraglichen Zeit zwischen den Jahren Urlaub gehabt hatte, aber dass dieser Metz ihn verrückt gemacht hatte. Dauernd in der Agentur angerufen habe. Auch er habe ihn mal am Apparat gehabt und Metz hatte behauptet, er sei ein guter Freund Edmunds und Edmund sei seit zwei Tagen offline, ob etwas passiert sei? Und die Mail natürlich, in der Ein besorgter Bürger Edmund denunziert hatte. Intern hätten er und Edmund sie Arnold Metz zugeordnet.
Aber Edmunds Leistung sei durch diesen Stalker nicht beeinträchtigt worden, im Gegenteil, er habe das letzte Jahr besser abgeschlossen, als zu erwarten gewesen war. Sie waren nur auf ca. 20 Jugendlichen sitzengeblieben, die noch keinen Ausbildungsplatz hatten. Fünfzehn von ihnen absolvierten immerhin ein Praktikum, die restlichen fünf waren in einer berufsvorbereitenden Maßnahme geparkt. Sie würden spätestens im September zum Zug kommen. Der Chef verließ sich auf sein Bauchgefühl und das sagte ihm, dass Edmund mit Arnolds Verschwinden nichts zu tun hatte. Er hatte sich wieder gefangen nach einem schweren Start, war ein bisschen unkonzentriert und fahrig gewesen, aber jetzt: Alles in Ordnung!
Die Reaktionen der Kollegen auf den Anruf der Wiesbadener Kripo, der sich wie ein Lauffeuer im Amt verbreitete, waren gespalten. Die meisten glaubten, dass Edmund nichts mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte und versuchten unbefangen, etwas über diese Sache aus ihm herauszupressen. Voyeure alle! Wann er diesen Typ kennengelernt hatte? Wann das letzte Mal gesehen? Was für ein Problem mit ihm? Stalking? O je. Das war verbreitet heute. Und es würde noch schlimmer werden. Nach ihrer Ansicht. Mit all den Netzgeschichten, und die Überwachung ganz allgemein. Der größte Stalker war natürlich der Staat. Der wüsste gern alles. Und die Freunde und die Familie. Brrrrrrrrrr! Gruslig! Aber wegen Arnold Metz nochmal: Das müsste ja für ihn, Edmund, eine richtige Erleichterung sein, dass er verschwunden war. Die reinste Erleichterung. Aber Vorsicht - nur keine Schuldgefühle sollte er haben. Sich nicht zum Täter stilisieren lassen. Das ging so schnell heute. Und wenn man einmal so einen Ruf weghatte. So gut wie irreparabel.
Andere hielten es nicht für ausgeschlossen, dass Edmund etwas mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte. Seine Kollegin Caro zum Beispiel. Edmund konnte nicht einschätzen, ob sie es fürmöglich hielt, dass er etwas mit dem Verschwinden Arnolds zu tun hatte oder ob sie die Situation nur ausnutzen wollte, um ihn im Job auszubooten. Sie hatte sich für den gleichen vakanten Posten des Abteilungsleiters beworben, den auch Edmund im Auge hatte. Er war sicher, dass sie es schon mit dem Chef durchgesprochen hatte. Aber er wartete ab. Caro hatte nicht die gleiche Anzahl von Berufsjahren auf dem Buckel wie er und nicht so viel Erfahrung. Nur neue Konzepte, die sie gerade in der Uni unterrichteten. Und im Amt mussten sie es ausbaden. Paradigmenwechsel nannte der Chef es. Edmund winkte ab. Sollte Caro sich doch bewerben. Es war ihm nicht wichtig.
„Haben Sie etwas mit dem Verschwinden dieses Arnold zu tun?“ Caro lehnte in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt.
Edmund gelang es endlich, diese Soundkarte von seinem Bildschirm zu verbannen. „Bitte?“
„Haben Sie diesen Kerl umgebracht, der Ihnen nachgestellt hat?“
Edmund wandte den Kopf ironisch nach ihr um. „Ja. Wie klug Sie sind. Ich hab ihn in meinen Ferien ermordet. Man kommt ja sonst zu nichts.“
Verächtlich tippte er weiter. Die Kleine sollte nur nicht anfangen, ihm auf die Nerven zu gehen. Sonst endete sie noch genauso wie Arnold.
Er grinste in sich hinein, dann rief er sich zur Ordnung.
„Sie waren letztes Jahr in einem solchen Aufruhr, ganz untypisch.“ Caro ließ nicht locker.
Edmund schrieb weiter, als dringe Caros Stimmer nur aus weiter Ferne zu ihm. „Ich weiß, dass das Einfachste für Sie wäre. Dann hätten Sie mich aus dem Weg. Wegen des Postens als Abteilungsleiterin. Zeigen Sie mich an. Es ist mir egal.“
„Sie können sich offensichtlich nicht vorstellen, Edmund, dass es mir unangenehm sein könnte, mit einem Mörder zusammenzuarbeiten.“
Edmund kamen die Tränen. In der Tat, das konnte er sich nicht vorstellen. Es relativierte sich doch sehr gegen die Vorstellung, ein Mörder zu sein.
„Caro? Ich habe hier zu tun. Wenn Sie mich entschuldigen?“ Er griff nach dem Telefonhörer. Ein Metaller aus Bonames hatte angerufen, sein Azubi war abgehauen. Jetzt wollte er einen neuen, aber wehe, er war genauso unzuverlässig. Edmund wollte Thorsten bei ihm unterbringen, der es nicht bei der Autobahnmeisterei geschafft hatte.
„Ich fühle mich von Ihnen bedroht“, pointierte Caro heraus.
Edmund stützte den Kopf in die Hand. „Herrgott, Caro! Sind Sie noch nicht weg?“ Er versuchte es anders. „Sie sind mir nicht wichtig genug, Kollegin. Ich würde nie wegen Ihnen ins Gefängnis gehen. Sie können sich locker machen.“
Sie warf ihm einen beleidigten Blick zu.
„Aber wenn Sie Angst vor mir hätten, Caro – ich glaube nicht dran, es ist zu albern – dann würden Sie in diesem Moment meinen Ärger provzieren. Denken Sie mal nach. Sie wollen die Situation nur ausnützen“, er wählte die Nummer des Metallers, „um den Posten zu kriegen. Vergessen Sie´s. Ich bin dran. Ich bin besser als Sie.“
Er hörte, wie Caro die Tür zuschmetterte.
Anobella - 15. Feb, 18:27
Hm,
Und hier
"wegen dem Posten als Abteilungsleiterin"
sollte man den Genitiv einpflegen. Aber gut. Ich weiß, ich weiß. "Man" ist nicht Edmund.
"Pointierte heraus" ist sehr gut.
Ähm, haste meine Mail gekricht ...?
schmollfischgruß
Genitiv