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Spielhallenbesucher (Gast) - 5. Dez, 15:57
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Anobella - 19. Mai, 10:56
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Giorgione - 19. Mai, 10:49

neologs grafik

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Stechlin acht Kilometer, Neuglobsow sechs, Rheinsberg zwölf.

Eine Frau in einem Südwester steht vor unserem Haus und studiert die Hinweisschilder für die Umgebung. Immer wieder fällt ihr Blick auf die Fassade unseres Schinkelhauses. Okay, es ist nicht Schinkel, aber fast. Zumindest Schinkelstil, weiß und klassizistisch und schön betont durch die himbeerroten Malven vor dem Haus. Meine Frau und ich, wir haben es vor ein paar Jahren gekauft. Es ist eine Hofreite, und hat hinten raus eine Weide, die fast hundert Meter bis an den Waldrand reicht.
„Karl Friedrich Schinkel war der Richard Meier des 19. Jahrhunderts“, erkläre ich Phoebe.
Phoebe kann es nicht mehr hören. Meine Frau interessiert sich weder für Karl-Friedrich Schinkel noch für den amerikanischen Stararchitekten Richard Meier, sondern nur für ihren riesigen Bauerngarten.
Ich nicke ihr zu. „Wir haben letztes Jahr seinen 225. Geburtstag gefeiert.“
„Meiers?“
„Schinkels!“
„Die Frau da drüben macht mich noch ganz verrückt, Christoph.“ Phoebe starrt auf die andere Straßenseite. „Was will sie bloß?“
In der Tat ist nicht zu übersehen, dass die Südwesterfrau unser Haus beobachtet. Mittlerweile ist sie zur Bushaltestelle gegangen und liest im Fahrplan. Immer unser Haus im Blick. Mich überrascht es nicht: Es ist einfach wunderschön. Noch einmal versuche ich, Phoebe zu erklären, was es mit Schinkel auf sich hat: 1781 in Neu-Ruppin geboren, bedeutendster Architekt Preußens, baute nicht nur in Berlin, sondern auch in der Provinz, machte zusammen mit Friedrich dem Großen und und dem Gartenbauer Peter Paul Lenné aus dem öden Agrarland Brandenburg eine Kulturlandschaft ...
"Sie wohnt in der Waldpension St. Petersburg."
„Immer wenn du eine schöne Kirche auf dem platten Land siehst - weiß, Rundbogenstil – ist sie von Schinkel. Eine davon ist in Wuthenow.“
„Sie heißt Lorna und kommt aus Georgia.“
„Rundbogenstil, das ist Schinkel. Und an unserer Giebelfas... Lorna?“
Der Name gefällt mir. Er klingt wie Marilyn Monroe oder wie Lauren Bacall.
"Sie kommt aus Athens, Georgia."
"Dann haben wir also eine Amerikanerin im Dorf! Da siehst du mal: Unser Ruhm dringt bis ... wohin?“
„Georgia.“
Mein Blick ruht auf Lorna. „Tiefste Provinz, wahrscheinlich. Aber ich wette, sie kennt Schinkel, im Gegensatz zu dir. Touristen wissen meistens mehr über Brandenburg Bescheid als die Brandenburger selbst. Während du, wenn du einen Schinkelbau siehst Blöde Kirche denkst, denkt Lorna: For heaven`s sake, Schinkel! Und wenn Lorna gut ist, denkt sie sogar noch He reminds me of Richard Meier!
„Du nervst so ...“
„Weißt du was? Ich frage Lorna einfach! Du wirst sehen, sie kennt ihn.“ Ich reiße die Tür auf und wandere über die Straße. „Hello there!“
Lorna zuckt zusammen, als sie mich auf sich zukommen sieht. „Ein hübsches Haus haben Sie!“, ruft sie schnell. „Entschuldigen Sie, dass ich so herübergestarrt habe.“
Sie spricht perfektes Deutsch mit amerikanischem Akzent. Wahrscheinlich ein expatriate, so wie ich. Nur dass ich aus Kanada komme. Beim Studium habe ich Phoebe kennengelernt und in einer halbjährigen akribischen Kleinstarbeit dazu gebracht, meine Frau zu werden. Irgendwann sind wir in das Haus ihrer Großeltern aufs Land gezogen. Jetzt schreibe ich Kolumnen über die Deutschen in der Märkischen Oderzeitung, die ich auch in Kanada verkaufe. Aber hauptsächlich renoviere ich das Haus. Phoebe und ich, wir vermieten zwei Ferienwohnungen.
„Ich bitte Sie, das ist doch kein Thema! Vor unserem Haus bleiben die Leute ständig stehen und lesen die Hinweisschilder in die Umgebung. Aber was mich wirklich interessiert: Kennen Sie Schinkel?“
Lorna begreift nicht. „Natürlich. Ich esse ihn sehr gern. Verkaufen Sie welchen?“
„Schinkel. Er ist einer der besten deutschen Architekten, die es je gab! 19. Jahrhundert!“
„Entschuldigen Sie! Und er ist in Ihrem Haus geboren?“ Lorna versucht herauszufinden, worauf ich hinauswill.
„Er ist hier in der Nähe geboren – in Neuruppin – und unser Haus ist im Schinkelstil gebaut. Quasi alle Häuser hier. Mehr oder minder.“
Lorna betrachtet das Haus und nickt anerkennend. Es steht mit seiner Längsfassade zur Straße, zwei Fenster links. zwei Fenster rechts, in der Mitte eine zweiflüglige grüne Holztür. Das Dach ist bis zum Erdgeschoss hinuntergezogen und weiß verputzt, mit Rundbogen über den Fenstern. Schinkel eben. Daneben die Scheune mit dem Giebel zur Straße. Sie ist vollgestopft bis unters Dach mit alten Möbeln und Sperrmüll und krudem alten historischen Zeug. Phoebes Familienerbe.
„Ich dachte, ich fahre heute an den Stechlin“, sagt Lorna. „Wissen Sie, diese Seen hier erinnern mich an zu Hause.“
„Mich auch.“ Ich lache und gebe ihr die Hand. „Ich komme aus Kanada. Christopher.“
„Lorna. Erzählen Sie mir von diesem Dorfplatz!Er ist so riesig!“
Dazu braucht sie mich nicht zwei Mal einzuladen. Ich nehme neben ihr auf der Bank Platz. „Er ist der größte Deutschlands. 200 mal 400 Meter.“
Lorna lässt ihren Blick darüber schweifen. „Wow! Viele Städte würden sich freuen, einen solchen Platz zu besitzen. Und wie klein die Menschen auf der anderen Seite sind!“ Sie deutet auf ein paar Radfahrer, die es sich für ein Picknick auf einer Bank bequem gemacht haben.
„Auf diesem Platz haben dänische und schwedische und französische und russische Truppen kampiert. Blücher, Napoleon, Katharina die Große: Alle waren da. Hitler auch. Und Ulbricht. Und Schröder."
Lorna macht eine weite Geste über den Dorfplatz „Das ist alles sehr nah aufeinander. Die Häuser, meine ich.“
Ich lächle ihr zu. „Das macht das Zusammenleben ja so spannend.“
Lorna betrachtet mich nachdenklich. „Ich bin auf der Suche nach meinen Vorfahren. Mein Nachname ist Sauter. Eine Frau namens Sauter hat in Ihrem Haus gewohnt, vor ungefähr 150 Jahren.“
albertsen - 28. Sep, 15:52

Wunderbar, ganz wunderbar, beste anobella. Nur eines ist mir nicht ganz klar. Wie kann man denn eine Frau IN einem Südwester sein? Es ist doch eine Mütze: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdwester

Anobella - 29. Sep, 08:48

ich fürchte,

du hast recht. ICH habe es bisher immer so verstanden, dass man die kappe UND den regenmantel anhat. ich weiß nicht, ob lorna nicht zu albern aussieht, wenn sie einen südwester AUF hat ...
und überhaupt, das stimmt vorn und hinten noch nicht. wenn sie einen südwester aufhat, warum machen sich dann die radfahrer zum picknicken auf dem platz breit? warum will lorna zum see? warum sitzen die beiden auf einer bank, ohne dass ein einziges mal ein windstoß um die ecke pfeift?

*zieht lorna den südwester aus

albertsen - 29. Sep, 14:04

Nun, das ganze heißt ja Ölzeug, also könnte man das relativ leicht ändern. Andererseits hast du recht: Warum trägt sie sowas bei gutem Wetter. Ölzeug trägt man ja eigentlich nur an Bord eine Schiffes oder als Küstenschutzhelfer bei Sturm auf dem Deich (oder als Tourist bei Windstärke 3 und Nieselregen, aber das ist eine andere Geschichte).

Anobella - 29. Sep, 14:43

das muss alles geändert werden.

*work in progress
**seite 5
ElsaLaska - 29. Sep, 15:32

>>Wahrscheinlich eine Expatriatin, so wie ich.>>
Das kannst du so nicht lassen, er ist doch ein Mann, der Erzähler, oder?

Anobella - 29. Sep, 15:52

nee, kann man so nicht lassen.

*schleppt sich zu ihrem text

ElsaLaska - 29. Sep, 16:57

*kann auch nichts dafür*
:)
Expatriat ist sowieso doof :)

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