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Kurzgeschichte, Regionalkrimi

Nächste Woche haben wir >>>eine Lesung in Mainz und ich werde dort meinen Regionalkrimi aus Usedom vortragen.


Wie weit ist das Meer,

wie weit ist das Meer! Wie weit sollte es schon sein? Nur den Weg über den Bahndamm und die Düne hoch! Über den Daumen gepeilt drei Kilometer! Du setzt dich auf dein Fahrrad, Mädel trittst zehn Minuten in die Pedale, und bevor du dich versiehst, bist du schon am Meer. Am Strand. Von Usedom. Kennt nicht jeder, hat nicht jeder. Ist ein Privileg, ein Luxus! Und dein Meeresblick: Der kostet was.
Wenn Eddie sich die Frau so betrachtete – schäbiges Auto, schäbige Koffer, schäbige Kleidung – dann hatte sie nicht viel. Eddies 30 Euro pro Nacht für ein Ferienappartement war ein Spitzenpreis für sie.
„So haben wir aber nicht gewettet, mit dem Blick hier auf Ihren Metallbetrieb. Gell.“ Unzufrieden betrachtete die Frau die Schlosserei und schwenkte den Prospekt des Ferienhauses Emil Nolde vor Eddies Nase. Als ob er den nicht kennen würde. Und fragte, was das überhaupt sollte: Emil Nolde?
Eddie hatte den Tipp vom Fremdenverkehrsamt Heringsdorf bekommen. Nolde wäre norddeutscher Maler gewesen, zwar nicht Usedom, aber norddeutsch. Jedenfalls Schnittmenge deutsches Meer. Deswegen stand er jetzt als Namensgeber für Eddies Ferienhaus.
Die Fotos im Prospekt sahen großartig aus, fand Eddie. Das Ferienhaus war noch ganz neu, nicht mal drei Jahre alt. Ein Abschreibungsprojekt. Gelb verputzt, grüne Läden, architektonisch einem Kavaliershaus nachempfunden (hatte der Bauträger gesagt). Eddie liebte dieses Haus. Es hatte zwei Wohnungen unten und zwei Wohnungen oben. Unten die Wohnungen hatten Terrasse, oben die Balkon.
Letztes Jahr hat Eddie einen Grillkamin installiert, mit den Jungs aus der
Schlosserei. Modell Kupferhaube, rot-weiß, wassergestrahlt. Farblich dem
Usedomer Dünensand angepasst. Rund um Eddies Haus gabs allerdings nur Wiese
und, na ja, die Schlosserei eben.
Die Frau zeigte immer noch mit dem Finger auf die Fotos im Prospekt: Das wäre Nepp, ihrer Ansicht nach. Eddie klärte sie darüber auf, dass das von der Perspektive abhing: Wenn man sich drüben vor die Schlosserei stellte, sähe das Haus genauso aus wie im Prospekt abgebildet.

Das Finanzierungskonzept war genial gewesen. Das Grundstück neben der Schlosserei hatte er mit dem Geld seiner Schwiegereltern gekauft. Spottpreis, da Gewerbegebiet. Eddie hatte viele Steuern gespart, und das war gut so, denn die Zwillinge fraßen ihm noch die Haare vom Kopf.
Wenn nur nicht immer Gäste da wären, die nervten. Wegen der Aussicht und dem Krach. Herrgott, es war eine Schlosserei! Es musste Metall gesägt werden. Usedom war schließlich kein Disneyworld; hier lebten Menschen und die mussten arbeiten. Ihre Familien durchbringen.
Zugegeben. Die Metallsäge machte furchtbaren Krach; auch in Eddies Ohren übrigens. Aber daran dachte der Gast nicht: Dass Eddie es immer im Ohr hatte, der Gast aber nur im Urlaub.
Im Übrigen hatte er Vorsorge getroffen: In der Zeder vor dem Ferienhaus Emil Nolde hatte er eine Überwachungskamera installiert, die ihm Bilder in die Werkstatt lieferte. Sie zeigte an, wenn der Gast aufstand. Erst dann macht Eddie seine Metallsäge an. Vorher herrschte über Emil Nolde eine Grabesruhe wie auf der russischen Halbinsel Kamtschatka.
Okay, man konnte das natürlich nicht grenzenlos ausreizen. Wenn die Langschläfer aus der Stadt noch um zehn in den Federn lagen, begann Eddie loszusägen. Irgendwoher musste das Geld ja kommen. Seine Leute konnten nicht stundenlang in der Werkstatt rumsitzen und warten, bis der Gast aufstand. Außerdem war es, so oder so, absurd, den ganzen Tag auf Usedom im Bett zu vertrödeln. Die Gäste sollten raus ans Meer, auf das sie angeblich so viel Wert legten. Und abends herrschte Ruhe in Emil Nolde, die Schlosserei war zu. Kein Grund zur Panik also, Eddie hatte alles durchdacht. Und seine Frau auch. Die Bedürfnisse der Gäste waren in voraussehender Rücksicht befriedigt worden. Bei der Ankunft stand für alle ein Fläschchen Wein bereit, geografisch an Ost und West angepasst. Riesling für die Rheingauer, Dornfelder für die Pfälzer und Saale-Unstrut für die Ostler.

Es wäre auch alles gut gegangen, wenn diese Frau mit dem schäbigen Auto nicht Autorin gewesen wäre. Folglich Probleme mit den Nerven hatte. Eddie hätte sich das auch denken können; das las man ja immer wieder, dass Kunst nur zustande kam, wenn Ruhe herrschte. Und Ruhe gabs bei Eddie keine: Dafür war er aber der Autorin im Preis entgegengekommen. „Ich suche eine preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit mit Kochgelegenheit“, hatte sie gemailt. Eddie hatte ihre Suchbegriffe überprüft: Wohnung, billig, Usedom. Das hatte er doch im Angebot! Beziehungsweise: Er hatte eine ganze Ferienwohnung mit Küchenzeile, Terrasse und Garten für die Autorin! Das Preisleistungsverhältnis war sagenhaft! Das fand sie auf ganz Usedom nicht noch mal. Auch Tisch und Stuhl gab es, Eddie hatte extra ein paar Rattanimitate herbeigeschafft, als sie sagte, sie bräuchte einen Platz zum Schreiben. Mit Aussicht.
Okay, die Aussicht ließ zu wünschen übrig. Aber über der Schlosserei ahnte man mit ein bisschen Phantasie die Weite der Usedomer Horizonte.

Die Vorstellung, dass eine Autorin sein Ferienhaus bewohnen würde, hatte Eddie beflügelt. Er hatte sich bei ihr erkundigt, was sie schreiben wollte. Eine Novelle? Achtzig Seiten? Ja, super! Zwei Wochen Usedom müssten doch reichen, um das Ding einzufahren. Und Eddie könnte später damit werben, dass das Werk bei ihm vollendet worden war. Er überlegte: Vielleicht könnte die Autorin in einer Danksagung Eddies Ferienhaus erwähnen? Ihren Namen hatte er im Internet zwar nicht gefunden – sie musste also erst noch entdeckt werden – aber machte ja nix. Würde schon werden!

Von wegen. Nix würde es werden. Diese Autorin hatte sich in Eddies Appartement aufgehängt, vier Tage nach ihrer Ankunft. Eddie hatte eine Weile gebraucht, bis er den Schatten auf dem Bildschirm in seiner Werkstatt richtig interpretiert hatte: Sie baumelte am Fenstersturz der Balkontür. Eddie hatte sofort den Notarztwagen angerufen und war rübergerannt, aber es war nichts mehr zu machen gewesen. Mausetot war die Autorin gewesen, schon ganz kalt. Ausgerechnet!
Klar, dass sich die Lokalpresse draufwarf, in ihrem redaktionellen Sommerloch. Sie versuchte, Eddie fertig zu machen, wollte ihm den Tod der Autorin anhängen. Jeder Künstler müsste sich in Eddies Ferienhaus umbringen, so laut, wie sie sei, schrieb der Heringsdorfer Kurier. Eddie war mit den Jungs von der Schlosserei vorbeigefahren und ungemütlich geworden. Er hatte die Redaktion demoliert und ihren Computer runter auf die Straße geworfen.
Aber wie das eben so ist, wenn du eine Pechsträhne hast: Die Polizei hatte es mitgekriegt und Eddie verhaftet und jetzt saß er mit seiner Truppe im Dachgeschoss des Heringsdorfer Polizeireviers. Eine schöne Bäderarchitektur übrigens, typisch Usedom, mit wunderbarer Aussicht. Das machte doch mehr aus, als Eddie geglaubt hatte. Unten am Strand gab es ständig was zu gucken. Leute schlenderten auf die Landungsbrücke, ließen Drachen steigen und machten Feuerchen. Und auf dem Meer auch: Am Horizont zogen die Frachter Richtung Schweden vorbei.
Wahrscheinlich hatte die Autorin es sich so vorgestellt, als sie hierhergekommen kam.
Trotzdem. Sie musste schon vorher depressiv gewesen sein. Nur wegen einer miesen Aussicht brachte man sich nicht um. Das wäre ja das erste Mal. Und ausgerechnet bei Eddie.
Aus seiner Jackentasche zog er ihr Manuskript und begann zu lesen:
Wie weit das Meer war? Wie weit sollte es schon sein: Nur den Weg über den Bahndamm und die Düne hoch. Über den Daumen gepeilt drei Kilometer. Ich setzte mich aufs Fahrrad, trat zehn Minuten in die Pedale, und bevor ich mich versah, war ich schon da. Am Meer. Am Strand. Von Usedom.
Gundula (Gast) - 27. Nov, 18:05

Tolle Geschichte

Tolle Geschichte war es wirklich auf Usedom?

Gundi

Giorgione - 27. Nov, 22:12

Wen

beschreibst du denn da? "Folglich Probleme mit den Nerven hatte."

Achso. Aufgehängt.

*erinnert sich: schon mal gelesen. Aber wirklich nette Geschichte.

Anobella - 28. Nov, 09:30

mit henrike hat es nichts zu tun, wir waren nur im gleichen winter auf usedom.

schade, wir hätten schön essen gehen können zusammen.

ja, es war usedom, allerdings nicht heringsdorf. nicht die kaiserbäder.

*verfremdet
*liebt usedom

Henrike (Gast) - 28. Nov, 17:35

auf fragen wie

lebt henrike noch bin ich im moment etwas empfindlich.
Giorgione - 28. Nov, 20:40

Entschuldigung.

Frage wird gleich gelöscht. Wollte niemandem wehtun.

später: gelöscht

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