Ha! Ich habe ihn gefunden, den Senden-Button. Das ist wirklich schwierig hier.
Mir hat der Text gefallen, vor allem bei der Stelle "Gänsehautgeräusch". Aber es war mir deutlich zu depressiv, also das Buch würde ich nicht lesen wollen wegen Depressionsgefahr. Umso mehr habe ich mich gewundert, als Klaus Nüchtern den Text "leicht und humorvoll" genannt hat.
Ich habs genau gesehen bei den Einstellungen des Publikums. Kein einziger Mundwinkel hat sich auch nur einem Millimeter bewegt. Die Augenpartien, die ja so wichtig sind, um echtes Lächeln von gekünsteltem zu unterscheiden, waren glatt wie ein Eislaufplatz. Keine Fältchen, das Publikum wie frisch geliftet. Keiner im Publikum hat den Humor gefunden. Vielleicht ist es aber auch ein Auswahlkriterium für Klagenfurter Publikum, stets würdevoll geradeaus zu schauen, egal was passiert.
Jetzt frag ich mich schon, wenn das in Klagenfurt ein humorvoller Text ist, wie dann ein depressiver Text ausschaut. Ich bin Morgen nicht da und werde die Berichterstattung hier verfolgen, vielleicht kommt ja noch ein richtig depressiver Text.
Anfügen möchte ich noch, dass einer der Juroren, der Name ist mir entfallen, den Text "manisch" fand.
Also, wenn DAS manisch ist, dann frag ich mich wirklich, was depressiv ist.
Ist das eine literarische Marotte, jeder kleine Gefühlregung mit Superlativen zu beschreiben? Sind diese Leute so depressiv, dass ihnen jeder, der nicht ganz so depressiv ist, gleich manisch erscheint? Oder drehen sich die Uhren in Klagenfurt einfach anders? Zum Glück muss ich Morgen nicht arbeiten, meine Welt steht Kopf.
Die Jury stürzt sich wie Geier auf Stereotypen und Klischees. Hier nicht. Hier geht das Muschelrauschen durch. Etwas, was man in den 50er Jahren in jedem zweiter Kindheitserinnerung lesen konnte.
Kein Porträt. Gut.