Aktuelle Beiträge

Lachen und Spielen ist...
Lachen und spielen empfiehlt sich sehr, wenn man gesund...
Spielhallenbesucher (Gast) - 5. Dez, 15:57
Grandios gemacht.
Richtig klasse. Hab hier mal ein Lesezeichen gesetzt. LG...
Spielcasinos in Salzwedel finden (Gast) - 5. Dez, 04:14
Super
lustiger und informativer blog
Dagligvarer på nett (Gast) - 22. Mai, 08:22
Super Idee
Wir verbringen oft ganze Pausen damit, gemeinsam zu...
UMS Capital (Gast) - 14. Aug, 15:11
Cooler blog
echt lustige stories, mehr davon (bitte)
Smeg (Gast) - 22. Apr, 10:41
Wow
Ein wenig lädiert sieht der Schirm ja schon aus. Da...
Claus (Gast) - 31. Mai, 13:11
Tur mir leid,
ich bin f u r c h t b a r beschäftigt und muss mein...
Anobella - 19. Mai, 10:56
Und?
Immer nur woanders kommentieren geht aber gar nicht....
Giorgione - 19. Mai, 10:49

neologs grafik

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Eben im Lesesaal der Hessischen Landesbibliothek wieder in die Finger gekriegt:

Kafkas 2 Weisungen an seinen besten Freund Max Brod, seinen Nachlass betreffend (die ältere zuerst):

1) Liebster Max, meine letzte Bitte: alles, was sich in meinem Nachlaß ... (…) ... an Tagebüchern, Manuscripten, Briefen, fremden und eigenen, Gezeichnetem u.s.w. findet, restlos und ungelesen zu verbrennen, ebenso alles Geschriebene oder Gezeichnete, das du oder andere, die du in meinem Namen darum bitten solltest, haben ... Briefe, die man dir nicht übergeben will, soll man wenigstens selbst zu verbrennen sich verpflichten.

2) Liebster Max, vielleicht stehe ich diesmal doch nicht mehr auf, das Kommen der Lungenentzündung ist nach dem Monat Lungenfieber genug wahrscheinlich und nicht einmal, dass ich es niederschreibe, wird sie abwehren, trotzdem es eine gewisse Macht hat.
Für diesen Fall also mein letzter Wille hinsichtlich alles von mir Geschriebenen:
Von allem, was ich geschrieben habe, gelten nur die Bücher: Urteil, Heizer, Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt und die Erzählung: Hungerkünstler. (Die paar Exemplare der Betrachtung mögen bleiben, ich will niemandem die Mühe des Einstampfens machen, aber neu gedruckt darf nichts werden.) Wenn ich sage, dass jene 5 Bücher und die Erzählung gelten, so meine ich damit nicht, dass ich den Wunsch habe, sie mögen neu gedruckt und künftigen Zeiten überliefert werden, im Gegenteil, sollten sie ganz verloren gehen, entspricht dies meinem eigentlichen Wunsch. Nur hindere ich, da sie schon einmal da sind, niemanden daran, sie zu erhalten, wenn er dazu Lust hat.
Dagegen ist alles, was sonst an Geschriebenem von mir vorliegt (in Zeitschriften Gedrucktes, im Manuskript oder in Briefen ausnahmslos soweit es erreichbar oder durch Bitten von den Adressaten zu erhalten ist … alles dies ist ausnahmslos am liebsten ungelesen (doch wehre ich dir nicht hineinzuschauen, am liebsten wäre es mir allerdings, wenn du es nicht tust, jedenfalls aber darf niemand anderer hineinschauen) – alles dies ist ausnahmslos zu verbrennen und dies möglichst bald zu tun, bitte ich dich.
fippy (Gast) - 21. Feb, 19:45

guter mann.

kann ich gut nachvollziehen, also die innere haltung. nur, dass er ein depp war, weil er gute sachen geschrieben und es nicht gemerkt hat.

Giorgione - 21. Feb, 21:45

Hättest du

seine Manuskripte und Briefe denn verbrannt?
Anobella - 22. Feb, 08:36

Nein.

Insbesondere hätte ich als eine der Exfrauen Kafkas nichts von seinen Briefen verbrannt. Die gehörten ihm gar nicht mehr. Aber ich hätte sie wohl nicht verkauft (Felice Bauer), wenn ich die se beiden, den Nachlass betreffenden Briefe gekannt hätte.
Plusminus hätte ich mich wahrscheinlich an den zweiten Brief gehalten. Der ist unmissverständlich, auch wenn man ein Rad schlägt, weil man den Prozess vor sich liegen hat ("Guter Mann!").

Max Brod war als bester Freund Kafkas natürlich der richtige für den Auftrag, andererseits der falsche, weil er kapierte, was er in den Fingern hatte. Kafka hätte es irgendjemanden sagen sollen, der von dem nichts verstand (Felice Bauer zum Beispiel).

Der beste Beweis, dass Brod wirklich GAR NICHTS von Kafka verbrennen konnte, sind gerade diese beiden Nachlassbriefe. DIE hätte er doch wirklich entsorgen und behaupten können, Kafka hätte ihn zu seinem Herausgeber bestimmt. Das hätte ihm viel Ärger erspart.

Giorgione - 22. Feb, 08:39

Eine interessante logische Zwickmühle:

Einerseits sollte er GAR NICHTS verbrennen, weil es vom Hlg. Franz ist, andererseits ausgerechnet und NUR die Briefe, die ihm befehlen, ALLES zu verbrennen. Was ja auch ein Bild auf Kafka wirft.
Anobella - 22. Feb, 08:52

Für die Veröffentlichung des "Briefes an den Vater" hätte Kafka alle Verantwortlichen umgebracht. So mal als Einstieg.

Andererseits - Kafka hin, Kafka her - besitzen wir jetzt als Weltkulturerbe seine Tagebücher und Briefe. Es IST Kannibalismus, aber Kafka war auch selbst Kannibale. Er musste wirklich damit rechnen, dass Brod anders verfährt. Ein Versuch war es immerhin wert ... unter dem Strich musst du selbst deinen Kram verbrennen und nicht entsetzliche Anweisungen für die Hinterbliebenen dalassen.
Die Zeichnungen verbrennen! Das war wirklich albern. Und Brod kannte diese nervtötende Albernheit so gut wie kein anderer. Sie haben sich zeitlebens darüber gestritten.
Giorgione - 22. Feb, 10:24

Ja, und das ist eben

das Schöne an Kafka. Mir scheint, er war der größte Einerseitsandererseitsige der Weltliteratur, nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch in der Literatur. Guck dir Thomas Mann an dagegen: der saß auf seinem Klassikerthron, hat fleißig dicke Romane abgesondert, den Nobelpreis huldvoll entgegengenommen und dabei noch seine Homosexualität schön sublimiert (nicht dass man mich missversteht: Ich liebe seine Romane und Erzählungen. Allein der Schlusssatz von "Tod in Venedig" ist den Nobelpreis wert). Und Kafka: verlobt, entlobt, verlobt, entlobt... Verbrennen, nicht verbrennen... Ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig es war, mit ihm auch nur essen zu gehen und ihm bei seiner Bestellung zuzusehen (Harry-und-Sally-Syndrom). Jeder normale Freund hätte dann mal gesagt: Ja, was denn nun?
Anobella - 22. Feb, 10:28

"24. Januar 1915.

Mit Felice in Bodenbach. Ich glaube, es ist unmöglich, daß wir uns jemals vereinigen, wage es aber weder ihr noch im entscheidenden Augenblick mir zu sagen. So habe ich sie wieder vertröstet, unsinniger Weise, denn jeder Tag macht mich älter und verknöcherter. Es kommen die alten Kopfschmerzen zurück, wenn ich es zu fassen versuche, dass sie gleichzeitig leidet und gleichzeitig ruhig und fröhlich ist. Durch viel Schreiben dürfen wir einander nicht wieder quälen, am besten die Zusammenkunft als etwas Vereinzeltes übergehen; oder glaube ich vielleicht daran, dass ich mich hier frei machen, vom Schreiben leben, ins Ausland oder sonstwohin fahren und dort mit Felice Heimlich leben werde. Wir haben uns ja auch sonst ganz unverändert gefunden. Jeder sagt sich im Stillen, dass der andere unerschütterlich und erbarmungslos ist. Ich lasse nichts nach von meiner Forderung nach einem phantastischen, nur für meine Arbeit berechnetem Leben, sie will stumpf gegen alle stummen Bitten das Mittelmaß, die behagliche Wohnung, Interesse für die Familie, reichliches Essen, Schlaf von 11 Uhr abends an, geheiztes Zimmer, stellt meine Uhr, die seit einem ¼ Jahr um 1 ½ Stunden vorausgeht, auf die wirkliche Minute ein. Und sie behält Recht und würde weiterhin Recht behalten, sie hat Recht, wenn sie mich zurechtweist, als dem Kellner sagte: Bringen Sie die Zeitung, b i s sie aus ausgelesen ist und ich kann nichts richtigstellen, als sie von der „persönlichen Note“ (es lässt sich nicht anders als „knarrend“ aussprechen) der erwünschten Wohnungseinrichtung spricht. Sie nennt meine zwei älteren Schwestern „flach“, nach der jüngsten fragt sie gar nicht, für meine Arbeit hat sie fast keine Frage und keinen sichtbaren Sinn. Das ist die eine Seite. Ich aber bin unfähig und öde wie immer und sollte eigentlich keine Zeit haben, um über etwas anderes nachzudenken, als über die Frage, wieso es kommt, dass jemand auch nur kurz Lust hat, mit dem kleinen Finger nach mir zu tasten. Kurz hintereinander habe ich 3erlei Menschen mit diesem kalten Atem angeblasen. Die Hellerauer, die Familie Riedel in Bodenbach und Felice. Felice sagte: „Wie brav wir hier beisammen sind.“ Ich schwieg, als hätte während dieses Ausrufes mein Gehör ausgesetzt."
Giorgione - 22. Feb, 11:00

Ein bisschen mehr

Selbstbewusstsein hätte Kafka schon gut getan.
Anobella - 22. Feb, 11:13

Sicher. Aber warum hängt er sich auch an so eine Frau?

Seine letzte Nachricht nach 5 Jahren Kleinkrieg - mit der er endgültig Schluss machte - an sie lautete übrigens "...Kant kenne ich nicht, der Satz aber soll wohl nur für die Völker gelten, auf Bürgerkriege, auf "innere Kriege" bezieht er sich kaum, hier ist der Friede wohl nur jener, den man der Asche wünscht. Franz"

So gesehen. Vielleicht hätte ich als Felice Bauer doch die Briefe verhökert. Um auch seiner Asche Friede zu wünschen. Der Satz ist ja nicht dazu geeignet, zärtliche Erinnerungen zu bewahren.
Giorgione - 22. Feb, 11:45

Ja, warum hängt man sich an eine Frau?

Das ist, um mit Fontane zu sprechen, "ein weites Feld". Oder, weiter hinten: "ein zu weites Feld". Oder?
Anobella - 22. Feb, 11:52

das ist jetzt glaube ich der bogen zu fippys "männer sind natürlich nicht lernfähig."

Giorgione - 22. Feb, 12:25

Das glaube ich nicht.

Eher zu Harry und Sally zurück. Oder zu Arno und Alice. Oder Effi und Geert. Also zum Leben überhaupt. Nicht zu irgendwelchen Sprüchen.

Trackback URL:
https://anobella.twoday-test.net/stories/5532027/modTrackback


anobella auf reisen
anobella empfiehlt
anobellas steiniger weg in den neuen medien
aus anobellas arbeitswelt
aus anobellas tagebuch
aus anobellas werkstatt
easy listening mit anobella
life on a spinning ball!
Rheinland-Pfalz an Belgien
watchanobella
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development