donnerstag ist bayerntag; um viertel nach acht kommt >>>
quer.
*anobella empfiehlt
Anobella - 16. Nov, 18:47
sag ich doch - die zugvögel schlagen sich nicht darum, nach afrika zu fliegen. in bayern haben sie angefangen, nester zu bauen.
die werden auch fertig damit werden, denn das wetter soll sich übers wochenende halten.
Anobella - 16. Nov, 18:26
wahrscheinlich.
"Ein Kerl, der einen Verstand gehabt hat wie ein scharf geschliffenes Rasiermesser, ein Herz wie ein Blumengarten, ein Maulwerk wie ein Dreschflegel, einen Geist wie ein Florett."
Kurt Tucholsky über Georg Christoph Lichtenberg
*besitzt jetzt die Sudelbücher; durfte sich für 50 euro bücher beim buch habel aussuchen (lohn für die tiefbauer-geschichte)
Anobella - 16. Nov, 17:25
Anobella - 16. Nov, 11:56
"Also was war mit Von Thielenstein? Er schmiert im Netz rum? Sag ich doch. Jedes dumme Arschtörtchen kann sich heutzutage vernetzen und seinen Rotz ins Internet kippen. Alle finden eine Plattform, auf der sie ihren Elektrosmog loswerden können. Und man hat keine Idee, wer der Jammerlappen am anderen Ende der Tastatur ist.“ Schorndorf zuckte mit den Schultern.
Vorsichtig setzte sich Leichhardt hin. „Es ist demokratisch. Die Öffentlichkeit gehört nicht mehr nur privilegierten Leuten.“
„Ach scheiß doch auf die Demokratie“, brummte Schorndorf. „Bevor du weißt, wer der andere ist, kotzt er dich schon voll.“
Dem Kommissar fiel ein, dass Schorndorf passionierter Schachspieler war. Er versuchte unentwegt, die Kollegen dazu zu bringen, eine Partie mit ihm zu spielen. Sie wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen, weil er die Wände hochging, wenn er verlor.
„Es gibt Schachvereinigungen im Netz. Sehr international, sehr kommunikativ, da kann man mit allen möglichen Koryphäen spielen. Deutsch, russisch, amerikanisch.“
Treffer. Schorndorf wirbelte zu ihm herum. „Waswaswas? Schachvereinigungen?!“
„Gibs mal in Google ein.“
Eifriges Tippen in die Tastatur.
Mit einem Espresso in der Hand kam Jurgeit aus der Küche zurück. Leichhardt hätte ihn küssen können, aber noch fehlte ihm die Kraft. „Danke, Flo!“
Fragend sah Jurgeit auf Schorndorfs breites Kreuz.
„Was macht der denn?“
„Er recherchiert.“
„Er recherchiert? Nee, oder?“
„Wooow!“, rief Schorndorf.
Jurgeit grinste. „Sag bloß, er entdeckt das Netz?“
„Chinesisch! Kyrillisch! Arabisch!“
Leichhardt kippte den Espresso herunter und rieb sich den Nacken. „Dieser verdammte Wein. Ich kann mich kaum bewegen. Am Besten wär jetzt ein heißes Bad.“
Aufgeregt drehte Schorndorf sich zu ihnen um. „Arkadij Naiditsch! Der paukt zwei Stunden Eröffnungen am Tag! Ein gebürtiger Lette, lebt jetzt in Deutschland! Blutjunger Bursche!“
Jurgeit hatte einen Einfall. „Da unten ist doch ein Whirlpool, warum badest du nicht drin, Leichhardt?“
Das würde seinen Kreislauf natürlich wieder auf Touren bringen. Leichhardt lachte. „Machst du mit?“
Jurgeit lachte auch. „Klar!“
Schorndorf drehte sich um. „Aber wo kriegen die das Schachbrett her?“
Wacklig erhob Leichhardt sich. „Das kann man sich aus dem Netz runterladen.“
„Wirklich?“ Anerkennend sah Manfred auf den Bildschirm. „Das ist natürlich toll.“ Er klickte in weitere Links hinein. „Die Webseite von Alexander Baburin ... die Spiekermann-Partien ... spannende taktische Verwicklungen ... kombinatorische Schläge ... steuerbare Slideshow im Browser?“ Ratlos drehte er sich um. „Was ist das?“
Jurgeit vertröstete ihn auf später. „Das erklären wir dir noch. Jetzt gehen wir erst mal im Whirlpool baden!“
Verblüfft sah Schorndorf sie an. „Im Whirlpool? Wartet auf mich!“
Fünf Minuten später krachte er mit einer Arschbombe in den Pool.
Anobella - 16. Nov, 09:45
Dort erweckte Christian den Eindruck, als warte er seit Stunden auf den Besuch der Kommissare. Leichhardt und Schorndorf nahmen in den hochlehnigen schwarzen Lederstühlen Platz und schauten sich neugierig um. Die Fenster gaben den Blick auf die Frankfurter Innenstadt frei. In der Ferne funkelte der Commerzbank-Tower, dahinter hüllte sich der Frankfurter Dom in Werbetransparente.
Christians Gesicht war ein wenig runder als das Albrechts, aber die Brüder sahen sich sehr ähnlich. Er hatte die gleichen vollen Lippen, die gleichen großen Augen, den gleichen Haarkranz wie sein älterer Bruder, nur ohne Zopf. Posthum bekamen die Beamten so einen lebendigen Eindruck von dem Mordopfer. Er neigte den Kopf schief und sah sie durchdringend an. „Ich erwarte Pünktlichkeit, wenn man mit mir einen Termin ausmacht.“
„Entschuldigung“, erwiderte Schorndorf, „aber der Kollege Leichhardt ist wie eine Schnecke gefahren.“
Ein Witz, der sein Ziel nicht erreichte. Christian von Thielenstein fixierte Schorndorf einen Moment, dann begann er mit über ihn hinweg wanderndem Blick seine vierhundertjährige Familiengeschichte zu referieren. Die Von Thielensteins waren in der zwölften Generation Winzer ... ursprünglich hatten sie im Elsass gelebt ... dann waren sie in den Norden gezogen ... ein Teil der Familie im neunzehnten Jahrhundert in die Vereinigten Staaten ausgewandert ... ein anderer Teil nach England ... Offiziere in der Familie ... Ärzte und Rechtsanwälte ... einige Linien ausgestorben ... andere kurz davor ... die moderne Singlegesellschaft ... auch er niemals verheiratet ... oder Kinder gehabt.
Er reichte ihnen ein kleines Heft, das sein Urgroßvater verfasst hatte und den Titel trug Liste unnatürlicher Tode in der Familie Von-Thielenstein-de Proudhomme zwischen 1830 und 1945. Leichhardt vertiefte sich hinein, die Liste war sehr skurril, mit Zeichnungen und Holzschnitten illustriert. Er hatte Mühe, die winzige Schrift zu entziffern. Ein Oestricher Winzer namens Daniel Berthold von Thielenstein war 1855 im Rhein ertrunken, eine 94-jährige De-Proudhomme-Arztwitwe in Rüdesheim eine Kellertreppe hinuntergestoßen worden. Eine Valentina von Thielenstein war im Sommer 1885 von ihrem Bräutigam erschossen worden und ein Karl von Thielenstein in der Hirschgrabenschlucht bei einem Unwetter 1912 von einem Baum erschlagen. Ein Victor de Proudhomme hatte sich 1932 in der großen Scheune hinter dem Haus erhängt; der einzige Selbstmord in der Familie.
„Da werden wir Albrecht leider hinzufügen müssen. Mir will scheinen, er hat den bisher außergewöhnlichsten Tod in unserer Familie gefunden.“ Stolz schwang in Christians Stimme mit.
Dann berichtete er von seinem Bruder. Albrecht hatte das Erbe, das ihm überlassen wurde, traditionell weitergeführt, während Christian den Hirschgraben so schnell wie möglich verließ. Er ertrug den Krach der Landwirtschaftsmaschinen und das Geschrei der Arbeiter nicht, Morgens um Vier hatte ihr Vater sie schon zur Weinlese rausgejagt, zur Schule mussten sie laufen. Damals war im Rheingau noch nichts von der Leichtigkeit zu spüren gewesen, die er heute hatte. Das Mediterrane, das kulturell Internationale hatte sich diese Region erst hart erkämpfen müssen, es war nicht die gleiche Winzertradition wie in Frankreich oder Italien. In den Läden in Rüdesheim gab es nur Kitsch, Fahnen, Hummelfiguren. So was war im Süden undenkbar, dort hatten die Leute eine natürliche Würde. Selbst die einfachen Leute liefen dort nicht in Ballonseide herum, sie hatten Haltung.
Der Graf lächelte fein.
Fein lächelten die Kommissare zurück.
Anobella - 16. Nov, 09:25