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Die Sekretärin Christian von Thielensteins holte sie ab und begleitete sie ins Besprechungszimmer.

Dort erweckte Christian den Eindruck, als warte er seit Stunden auf den Besuch der Kommissare. Leichhardt und Schorndorf nahmen in den hochlehnigen schwarzen Lederstühlen Platz und schauten sich neugierig um. Die Fenster gaben den Blick auf die Frankfurter Innenstadt frei. In der Ferne funkelte der Commerzbank-Tower, dahinter hüllte sich der Frankfurter Dom in Werbetransparente.
Christians Gesicht war ein wenig runder als das Albrechts, aber die Brüder sahen sich sehr ähnlich. Er hatte die gleichen vollen Lippen, die gleichen großen Augen, den gleichen Haarkranz wie sein älterer Bruder, nur ohne Zopf. Posthum bekamen die Beamten so einen lebendigen Eindruck von dem Mordopfer. Er neigte den Kopf schief und sah sie durchdringend an. „Ich erwarte Pünktlichkeit, wenn man mit mir einen Termin ausmacht.“
„Entschuldigung“, erwiderte Schorndorf, „aber der Kollege Leichhardt ist wie eine Schnecke gefahren.“
Ein Witz, der sein Ziel nicht erreichte. Christian von Thielenstein fixierte Schorndorf einen Moment, dann begann er mit über ihn hinweg wanderndem Blick seine vierhundertjährige Familiengeschichte zu referieren. Die Von Thielensteins waren in der zwölften Generation Winzer ... ursprünglich hatten sie im Elsass gelebt ... dann waren sie in den Norden gezogen ... ein Teil der Familie im neunzehnten Jahrhundert in die Vereinigten Staaten ausgewandert ... ein anderer Teil nach England ... Offiziere in der Familie ... Ärzte und Rechtsanwälte ... einige Linien ausgestorben ... andere kurz davor ... die moderne Singlegesellschaft ... auch er niemals verheiratet ... oder Kinder gehabt.
Er reichte ihnen ein kleines Heft, das sein Urgroßvater verfasst hatte und den Titel trug Liste unnatürlicher Tode in der Familie Von-Thielenstein-de Proudhomme zwischen 1830 und 1945. Leichhardt vertiefte sich hinein, die Liste war sehr skurril, mit Zeichnungen und Holzschnitten illustriert. Er hatte Mühe, die winzige Schrift zu entziffern. Ein Oestricher Winzer namens Daniel Berthold von Thielenstein war 1855 im Rhein ertrunken, eine 94-jährige De-Proudhomme-Arztwitwe in Rüdesheim eine Kellertreppe hinuntergestoßen worden. Eine Valentina von Thielenstein war im Sommer 1885 von ihrem Bräutigam erschossen worden und ein Karl von Thielenstein in der Hirschgrabenschlucht bei einem Unwetter 1912 von einem Baum erschlagen. Ein Victor de Proudhomme hatte sich 1932 in der großen Scheune hinter dem Haus erhängt; der einzige Selbstmord in der Familie.
„Da werden wir Albrecht leider hinzufügen müssen. Mir will scheinen, er hat den bisher außergewöhnlichsten Tod in unserer Familie gefunden.“ Stolz schwang in Christians Stimme mit.
Dann berichtete er von seinem Bruder. Albrecht hatte das Erbe, das ihm überlassen wurde, traditionell weitergeführt, während Christian den Hirschgraben so schnell wie möglich verließ. Er ertrug den Krach der Landwirtschaftsmaschinen und das Geschrei der Arbeiter nicht, Morgens um Vier hatte ihr Vater sie schon zur Weinlese rausgejagt, zur Schule mussten sie laufen. Damals war im Rheingau noch nichts von der Leichtigkeit zu spüren gewesen, die er heute hatte. Das Mediterrane, das kulturell Internationale hatte sich diese Region erst hart erkämpfen müssen, es war nicht die gleiche Winzertradition wie in Frankreich oder Italien. In den Läden in Rüdesheim gab es nur Kitsch, Fahnen, Hummelfiguren. So was war im Süden undenkbar, dort hatten die Leute eine natürliche Würde. Selbst die einfachen Leute liefen dort nicht in Ballonseide herum, sie hatten Haltung.
Der Graf lächelte fein.
Fein lächelten die Kommissare zurück.

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