(Anfang des Highsmithkrimis)
Tom schlich auf dem Parkett so leise wie möglich vorwärts, schob sich über die Schwelle des Badezimmers, hielt an und horchte.
Zz-zzz---zz-zzz---zz-zzz.
Wieder waren die geschäftigen kleinen Biester am Werk, obgleich Tom noch das Xylamon riechen konnte, das er nachmittags sorgfältig in die Ausgangslöcher - oder was sie sonst waren - gespritzt hatte. Das Sägen ging immer weiter, als ob seine ganze Mühe umsonst gewesen sei. Er warf einen Blick auf ein zusammengelegtes rosa Handtuch unter einem der Holzregale und sah, schon jetzt, ein ganz kleines Häufchen aus feinem bräunlichen Sägemehl.
"Aufhören!", sagte Tom und schlug seitlich mit der Faust gegen den Schrank.
Sie hörten tatsächlich auf. Schweigen. Tom stellte sich vor, wie die kleinen Viecher mit der Säge in der Hand innehielten und einander besorgt ansahen, vielleicht aber auch nickten, als wollten sie sagen "Das kennen wir schon. Es ist der Hausherr, aber er geht gleich wieder." Tom kannte das auch schon: Wenn er mit normalen Schritten ins Badezimmer ging und gar nicht an Holzameisen dachte, konnte er manchmal das geschäftige Surren schon hören, bevor sie ihn hörten; aber ein weiterer Schritt oder das Aufdrehen des Wasserhahns genügte, um sie ein paar Minuten zum Schweigen zu bringen.
Heloise fand, er nehme es zu ernst. "Es dauert Jahre, bis der Schrank
umfällt."
Aber Tom passte es nicht, dass die Ameisen ihn übertrumpft hatten, dass sie ihn zwangen, ihr Sägemehl von den sauer zusammengefalteten Pyjamas zu blasen, wenn er einen aus dem Regal nahm, dass der Kauf und die Anwendung eines französischen Fabrikats namens Xylophene und das Nachschlagen in zwei Enzyklopädien zu Hause vergeblich gewesen war.
Camponotus nagt Gänge in Holz und baut Nester; siehe
Campodea. Flügellos, blind, wurmartig, scheut das Licht, lebt unter Steinen. Tom konnte sich seine Schädlinge nicht wurmartig vorstellen, und unter Steinen lebten sie auch nicht. Er war gestern eigens nach Fontainebleau gefahren, um das bewährte alte Xylamon zu besorgen. Ja, gestern, hatte er mit seinem Blitzkrieg eingesetzt, heute war der zweite Angriff erfolgt, und wieder war er geschlagen worden. Natürlich war es schwierig, das Xylamon nach oben zu spritzen, was notwendig war, weil die Löcher an der Unterseite der Bretter auftraten.
Das Zz-zz-zz setzte von neuem ein, gerade als die Musik aus
Schwanensee vom Plattenspieler unten beschwingt in ein anderes Tempo überging, einen graziösen Walzer. Es war, als mache sie sich über ihn lustig, wie es die Insekten taten.
Na schön, geben wir es auf, sagte sich Tom,
jedenfalls für heute.
(Bei Elsa im Holz schrunzt es)