wie ich diese therapien und die in ihnen versammelten irren hasse.
"energie!"
"mut!"
"liebe!"
"kraft!"
da stehen sie im kreis, halten sich bei den händen, machen immer wieder einen schritt in die mitte und schreien sich das zu.
wenn sie das nur machen würden, um tatsächlich über glühende kohlen zu laufen - von mir aus. jedem seine obsession.
aber die wollen fürs leben lernen. deswegen machen die den quatsch. aber wenn EINER VON DENEN in der fußgängerzone auf mich zutritt und mich mit "LIEBE! anbrüllt, schlag ich mit meiner tasche zu ...
*droht
n-tv anzuschalten, denn es blendet unten im laufband die breaking news an. momentan sind das die halbzeitergebnisse der bundesliga.
vfl bochum - karlsruher sc = 1 : 1.
Ich habe jetzt 40 Seiten und 2 Figuren weniger (nach Kargianidis flog auch noch Jurgeit raus) im Winzerkrimi.
**lehnt sich zurück
Aber Anobella ist noch nicht drin. Die kriegt jedoch höchstens 3-4 Seiten.
***konzipiert neu
Meine Toolleiste in Word ist mir abhanden gekommen (also wo man fett, kursiv, links und rechtsbündig anklicken kann ...) Wo kriege ich die wieder her?
*hat zwar ein Wordbuch, findet aber nicht die richtigen Suchworte
an dem
>>>metso-minerals-werbefilm ist allerdings, dass schönheitschirurg
>>>dr. armand herberger nicht sendet.
das muss man auch mal sehen. alles hat seine vor- und nachteile.
ich korrigiere mich: die werbesendung geht nicht nur eine halbe, sondern eine ganze stunde.
unterbrochen nur von WERBUNG.
und den telefonumfragen, bei denen die zuschauer DIREKT mit 0,49 cents pro anruf abgezockt werden.
*fernseher aus
**surft auf die tagesschau
Jetzt kommen halbstündige Werbefilme, unterbrochen von 3 minuten news, um halb und um voll. Im Moment über Kettenfräsen. Das merkst du am Anfang nicht. Erst nach 10 Minuten denkst du, was gucke ich da eigentlich. Es steht auch nicht "Anzeige" oben links, dafür kommt das Logo der Firma auf Kränen, Bauhelmen, Hemden dauernd wie zufällig ins Bild. Die Computeranimationen dürften direkt von ihnen sein.
*brütet über ihren Steuerunterlagen
Meine Eltern sind wieder da. Heil von ihrer Kreuzfahrt zurück. Und die SCHLECHTEN NACHRICHTEN (Auto von Mutter kaputt, Stahlpergola im Sturm zusammengebrochen) sind offenbar auch schon verdaut.
*horcht ihrem Vater auf dem Anrufbeantworter zu
**ruft zurück
Kurze Zeit später stehen wir debattierend vor dem Hirschgraben und werfen unsere Pläne erneut über den Haufen. Kaplan will wegen dem Foto in das Labor in der Kirchgasse, Schorndorf muss aufs Gericht wegen einer Zeugenaussage und ich nach Hause. Kaplan setzt eine SMS an Hagenmeister ab, dass wir alle zwei Stunden später kommen und schnell schalten wir auf die Mailbox um, damit er keine Gelegenheit zum Protest hat.
Zu Hause mache ich mir Nudeln mit Rührei und sehe mir die Nachrichten an. Es gibt nichts über Schollhammer. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Die Hype ist offenbar vorüber. In ein paar Tagen wird niemand mehr nach der Lösung des Rätsels suchen und nur noch die Wiesbadener Zeitung dranbleiben. Nur noch Uwe Baier.
Ich rufe meine Mails ab. Zwischen dem ganzen Spam findet sich der unvermeidliche Hagenmeister:
(Freitag, 29. Oktober, 9:23)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Verbleib Ludwig Leichhardt
Lieber Ludwig,
jetzt sind Sie wieder verschwunden. Sie wurden zuletzt auf dem Begräbnis Schollhammers gesichtet. Gerne hätten wir Ihre Eindrücke geteilt. Melden Sie sich bitte im Präsidium.
Liebe Grüße, Otto
(Freitag, 29. Oktober, 10:44)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Privatleben Ludwig Leichhardt
Lieber Ludwig,
weiterhin keine Neuigkeiten von Ihnen. Natürlich kann es sein, dass Sie privaten Dingen nachgehen. Wer wollte es Ihnen verdenken. Wir müssen alle ab und zu mal abschalten. Trotzdem wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie gelegentlich eine Meldung an uns absetzen könnten.
Liebe Grüße, Otto
(Freitag, 29. Oktober, 11:52)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Sabbatical Ludwig Leichhardt?
Lieber Ludwig,
Sie werden doch nicht schon Ihr Sabbatical genommen haben, mit dem Sie uns seit Jahren in den Ohren liegen? Manchmal mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam und nicht immer wird ein amtliches Schreiben über das Ausscheiden eines Kollegen zeitnah an die betreffende Abteilung weitergeleitet. Dennoch: Hätten wir nicht von Ihnen erwarten dürfen, dass Sie sich abmelden? Einen Ausstand feiern? Sich verabschieden? Ihr Schreibtisch sieht so aus, als hätten Sie ihn eben erst verlassen. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, Ihre – was ist das, eine Hähnchentüte? – und Kaffeetasse abzuräumen. Da es nicht Ihre Art ist, anderen Ihren Müll aufzubürden, gibt uns das noch Hoffnung, dass Sie vielleicht doch noch Mitglied dieser Abteilung sind?
Hoffnungsvolle Grüße, Otto
Ich frage mich, wann der Kerl Zeit hat, die ganzen Mails zu schreiben und maile ein Bin ja gleich da, nur keine Panik zurück.
„Diocristo!“, ruft Fabrizio mir auf dem Bürgersteig entgegen. „Ich dachte schon, du hättest dich ins Ausland abgesetzt! Du schuldest mir noch 50 Euro!“
Ich ziehe einen zerknüllten 100-Euro-Schein aus der Tasche, streiche ihn glatt und reiche ihn meinem Gläubiger.
„Eine neue Essenstüte, bitte.“
Fabrizio studiert mein Gesicht. „Was hast du da am Kinn? Ketchup?“