Schorndorf legte seinen Arm über Edmunds Stuhllehne und rüttelte daran.
„Also wie wars? Los, Görtz, raus mit der Sprache! Wir haben nicht ewig Zeit!“
Der Kerl saß ihm zu nah auf der Pelle. Edmund rückte ein Stück weg.
Geschmeidig zog Schorndorf nach. „Wo waren Sie am 29. Dezember?“
„Zu Hause. Ich habe, wie gesagt, gepackt.“ Edmund versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu geben.
„Und Muriel hat Ihnen dabei geholfen?“
„Miriam war in Höchst.“
„Sonst noch jemand da?“
„Nein.“
Schorndorf wiegte mit dem Kopf. „Allein zu Haus? Das ist schlecht. Dieser Cremer war bei Ihnen an dem Tag. Sozusagen um die Ecke.“
Er legte ihm Fotografien von Axel vor, völlig verpixelt, aber unverkennbar. Er überquerte den Merianplatz. Wut stieg in Edmund hoch. Zu diesem Zeitpunkt, als der Idiot da langlief, war sein Leben noch völlig in Ordnung gewesen. Hatte er friedlich in seiner Wohnung gesessen und erotische Mails mit Gitti getauscht. War ein unbescholtener Bürger gewesen, der sich in seinem Leben noch nie etwas hatte zuschulden kommen lassen. Hatte eine Reise nach Berlin und Usedom vor sich gehabt, die er immer noch nicht angetreten hatte. Und plötzlich hatte dieses Monster in seiner Wohnung gestanden und wenig später war Edmund ein Mörder gewesen.
„Ein Hoch auf die Überwachungskameras“, seufzte Leichhardt.
„Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, Görtz, dass dieser Cremer nicht bei Ihnen war!“
„Herrgott. Er hat mir ein Buch vorbeigebracht ...“
Schorndorf beugte sich über die Aufnahme. „Ich seh hier kein Buch.“
„Er hatte es in der Jackentasche. Reclam.“
„Das sind doch die kleinen gelben Dinger, die wir in der Schule lesen mussten. Welches war´s denn?“
„Sophokles. Elektra.“
Schorndorf verdrehte die Augen. „Er besuchte Sie zwischen den Jahren, um Ihnen ein Reclamheftchen von Sophokles mitzubringen? Das nenne ich Freundschaft. Und seitdem ist er weg.“
Leichhardt sah Edmund mit gerunzelter Stirn an. „Cremer war bei Ihnen? Davon haben Sie mir gar nichts gesagt!“
„Sie haben mich überrannt.“
Schorndorf fixierte ihn. „Ich sage Ihnen was: Sie haben diesen Kerl umgebracht, und zwar genau an dem Tag, als die Aufnahme hier entstand. Eigentlich wollten Sie nach Berlin fahren, aber da kam Ihnen dieser Axel dazwischen. Er stand bei Ihnen in der Wohnung und ging Ihnen auf den Zeiger. Sie wussten nicht, wie Sie ihn loswerden sollten. Sie sagten ihm, dass er abhauen sollte, aber das hat er nicht gemacht. Sie sagten Verschwinde jetzt, er antwortete, Kommt nicht in Frage, Sie sagten“, Schorndorf kam in Stimmung, „Soll das ewig so weiter gehen, und er sagte, Nimm mich mit nach Berlin, Sie sagten, Du wärst der Letzte, den ich mitnehme, er sagte, Wenn ich nicht bei dir sein kann, sterbe ich. Er machte sich auf Ihrem Sofa breit und Ihnen riss der Geduldsfaden und Sie brachten ihn um.“
„Was Sie sich für einen Schwachsinn ausdenken“, murmelte Edmund.
„Schwachsinn? So.“
„Ich finde, es klingt überzeugend“, überlegte Leichhardt. „Im Zusammenhang mit diesen Bildern hier.“
„Ich auch“, rief der Praktikant hinter dem Bildschirm.
Der Kerl saß ihm zu nah auf der Pelle. Edmund rückte ein Stück weg.
Geschmeidig zog Schorndorf nach. „Wo waren Sie am 29. Dezember?“
„Zu Hause. Ich habe, wie gesagt, gepackt.“ Edmund versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu geben.
„Und Muriel hat Ihnen dabei geholfen?“
„Miriam war in Höchst.“
„Sonst noch jemand da?“
„Nein.“
Schorndorf wiegte mit dem Kopf. „Allein zu Haus? Das ist schlecht. Dieser Cremer war bei Ihnen an dem Tag. Sozusagen um die Ecke.“
Er legte ihm Fotografien von Axel vor, völlig verpixelt, aber unverkennbar. Er überquerte den Merianplatz. Wut stieg in Edmund hoch. Zu diesem Zeitpunkt, als der Idiot da langlief, war sein Leben noch völlig in Ordnung gewesen. Hatte er friedlich in seiner Wohnung gesessen und erotische Mails mit Gitti getauscht. War ein unbescholtener Bürger gewesen, der sich in seinem Leben noch nie etwas hatte zuschulden kommen lassen. Hatte eine Reise nach Berlin und Usedom vor sich gehabt, die er immer noch nicht angetreten hatte. Und plötzlich hatte dieses Monster in seiner Wohnung gestanden und wenig später war Edmund ein Mörder gewesen.
„Ein Hoch auf die Überwachungskameras“, seufzte Leichhardt.
„Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, Görtz, dass dieser Cremer nicht bei Ihnen war!“
„Herrgott. Er hat mir ein Buch vorbeigebracht ...“
Schorndorf beugte sich über die Aufnahme. „Ich seh hier kein Buch.“
„Er hatte es in der Jackentasche. Reclam.“
„Das sind doch die kleinen gelben Dinger, die wir in der Schule lesen mussten. Welches war´s denn?“
„Sophokles. Elektra.“
Schorndorf verdrehte die Augen. „Er besuchte Sie zwischen den Jahren, um Ihnen ein Reclamheftchen von Sophokles mitzubringen? Das nenne ich Freundschaft. Und seitdem ist er weg.“
Leichhardt sah Edmund mit gerunzelter Stirn an. „Cremer war bei Ihnen? Davon haben Sie mir gar nichts gesagt!“
„Sie haben mich überrannt.“
Schorndorf fixierte ihn. „Ich sage Ihnen was: Sie haben diesen Kerl umgebracht, und zwar genau an dem Tag, als die Aufnahme hier entstand. Eigentlich wollten Sie nach Berlin fahren, aber da kam Ihnen dieser Axel dazwischen. Er stand bei Ihnen in der Wohnung und ging Ihnen auf den Zeiger. Sie wussten nicht, wie Sie ihn loswerden sollten. Sie sagten ihm, dass er abhauen sollte, aber das hat er nicht gemacht. Sie sagten Verschwinde jetzt, er antwortete, Kommt nicht in Frage, Sie sagten“, Schorndorf kam in Stimmung, „Soll das ewig so weiter gehen, und er sagte, Nimm mich mit nach Berlin, Sie sagten, Du wärst der Letzte, den ich mitnehme, er sagte, Wenn ich nicht bei dir sein kann, sterbe ich. Er machte sich auf Ihrem Sofa breit und Ihnen riss der Geduldsfaden und Sie brachten ihn um.“
„Was Sie sich für einen Schwachsinn ausdenken“, murmelte Edmund.
„Schwachsinn? So.“
„Ich finde, es klingt überzeugend“, überlegte Leichhardt. „Im Zusammenhang mit diesen Bildern hier.“
„Ich auch“, rief der Praktikant hinter dem Bildschirm.
Anobella - 2. Jun, 11:08