Eine Szene, in der ein Kontrahent von Governor Jack Stanton in der Today Show mit Bryant Gumbel auftritt (
>>>den gibt’s wirklich), und das Wahlkampfteam, besteht aus dem Ich-Erzähler Henry Burton und Richard Jemmings (dem
Tier im Roman) (selbst befasst mit lauter schmutzigen Sexaffären des eigenen Kandidaten) vor dem Fernseher sitzend der Arsch auf Grundeis geht:
„Na denn“, sagte Bryant Gumbel am nächsten Morgen um 7:11. „Warum sind Sie 1978 aus der Politik ausgestiegen und warum steigen Sie jetzt wieder ein?“
Die Kamera rückte Freddy Picker zu dicht auf den Leib. Er schien in die Ecke gedrängt, ein Blatt der unvermeidlichen Topfpalme wedelte über seine Schulter. Aber er blieb cool. Seine schwarzen Augen blitzten wach – er hatte einen intensiven Blick, den er bei Bedarf jedoch auf das Eindrucksvollste verschleiern konnte, was er jetzt mit großem Effekt tat. „Nun, Bryant, mir erschien es einfach wichtig, fortzuführen, was Senator Harris begonnen hat.“
„Und haben wir Sie jetzt als einen tatsächlichen Präsidentschaftskandidaten zu betrachten oder nur als Ersatzmann?“
„Das wird sich zeigen“, sagte Picker. „Fürs erste möchte ich den Wählern lediglich eine Alternative bieten. Ich bin ein bisschen aus der Übung – wer weiß, ob ich überhaupt noch für so was tauge.“
„Warum sind 1978 denn nun ausgestiegen?“
„Da gab es eine Reihe von Gründen“, antwortete Picker vorsichtig. „Ich war damals viel jünger als jetzt, viel ungeduldiger. Es hat mich frustriert, wie lang und hart man arbeiten muss, um auch nur das Geringste zu erreichen.“ Er hielt einen sorgsam bemessenen Augenblick inne und setzte dann hinzu: „Und ein paar persönliche Probleme gab es auch.“
„Tja, ich nehme an, irgendwer wird Ihnen diese Frage stellen müssen“, sagte Gumbel mit schlecht gespieltem Bedauern. „Welcher Art waren die persönlichen Probleme?“
„Familienprobleme“, erwiderte Picker und schwieg dann. Er hatte sich perfekt im Griff. Er schien das ganze Gespräch unter Kontrolle zu haben.
„Es ist bestimmt nicht leicht für Sie, über diese Dinge zu sprechen.“
„Nein, ist es nicht, Bryant. Aber das gehört jetzt mit zum Spiel, deshalb will ich ganz offen sein und einfach darauf bauen, dass man die Privatsphäre meiner früheren Frau respektiert, die keine Person des öffentlichen Lebens ist.“ Er sah direkt in die Kamera, mit klarem, ruhigen Blick. „Ich habe mich damals zu sehr in meine Aufgaben als Gouverneur hineingekniet und darüber meine Familie vernachlässigt. Meine Frau hat sich in einen anderen Mann verliebt.“
Ich glaubte fast, Gumbel nach Luft schnappen zu hören. Vielleicht hörte ich mich auch nur selbst nach Luft schnappen. Die Schlichtheit und Souveränität von Pickers Geständnis waren atemberaubend.
„Ich bin zum Teil deshalb zurückgetreten, weil ich dachte, ich könnte die Beziehung vielleicht doch noch kitten“, fuhr er fort. „Aber das war ein Irrtum. Und so beschloss ich, zu retten, was zu retten war und wenigstens ein guter Vater zu werden – ich tat mein Möglichstes, um meine Jungs spüren zu lassen, dass sie zwei Eltern haben, die sie lieben. Und ich denke, wenn Sie die beiden fragen, dann würden sie sagen, wir haben es ganz gut hingekriegt. Inzwischen studieren sie – man könnte sagen, ich kandidiere für meine Söhne.“
„Astrein“, sagte Richard, „Der Mann ist ab-so-lu-te Spitzenklasse!“
„Und was machen wir jetzt?“ fragte ich ihn.
„Uns ins Knie ficken und zum lieben Gott beten, dass es bloß ein böser Traum ist“, sagte Richard. „Was man halt macht, wenn man ner Flutwelle mit ner Güllepumpe zu Leibe rücken muss.“
Die Güllepumpe war der Bürgermeister von New York und hieß Richmond Rucker. Er kam aus dem Harlem Clubhouse, ein förmlicher, distinguierter Mann, dem sowohl Freundschaft als auch bescheidene Intelligenz nachgesagt wurden, beides zu Unrecht: Er war ausgesprochen gerissen und hinterhältig. Er hatte uns seine Unterstützung zugesagt, weil er und Howard langjährige Freunde waren und weil Orlando uns nicht mochte. (Demokratische Gouverneure und der Bürgermeister waren sich traditionsgemäß spinnefeind und spielten ihre Animositäten verdeckt, aber durchsichtig aus). Orlando würde natürlich für keinen der Kandidaten offiziell Partei ergreifen. Für so etwas warer sich gut.
Nicht aber für Andeutungen.