Ich hab ihn!
Geschafft!
Die Letzten werden die Ersten sein!
*probiert glücklich ihr Gulasch, das endlich GENAUSO schmeckt wie das ihres Vaters
Anobella - 10. Dez, 19:09
Anobella - 10. Dez, 09:17
Die Tür geht auf und Gilles Baldwin steckt seinen Kopf durch die Tür. „Sie haben uns wohl vergessen?“
„Mr. Baldwin! Was eine Überraschung! Freut mich, Sie zu sehen!“
„Gilles, bitte.“ Er nimmt vor meinem Schreibtisch Platz. „Ich wollte mich nach Ihren Ermittlungen erkundigen, man hört gar nichts mehr von Ihnen. Erst rennen Sie uns die Bude ein, dann sind Sie spurlos verschwunden.“
Ich zeige auf die Aktenstapel auf meinem Schreibtisch. „Momentan sind wir in der Ukraine gelandet ... es ist alles noch sehr unklar ... “
„In der Ukraine? Dann interessiert Sie die Familie gar nicht mehr?“
„Natürlich! Das mit der Ukraine ist nur eine Möglichkeit ... ein Hacker operiert von Kiew aus ...“
„Wissen Sie, also ehrlich gesagt, wir können es nicht mehr abwarten, bis der Fall endlich gelöst ist. Bodo ist so depressiv ... ich bin schlecht gelaunt ... das ganze ist ein solcher Zeitfresser ... das muss ein Ende haben ...“ Baldwin seufzt auf.
„Ihre Schwägerin hat angedeutet, dass sie den Mörder kennt.“
„Was?“ Baldwin setzt sich kerzengerade auf. „Warum sagt sie uns nicht den Namen? Dann haben wir den Fall doch gelöst ... ich rufe sie gleich mal an.“ Er zieht sein Handy aus der Tasche und tippt darauf herum.
„Mr Baldwin!“, protestiere ich. “Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, Nadja direkt zu frag...“
„Gilles, bitte. Ich bekomme eine Ahnung, warum es mit Ihren Ermittlungen so schleppend vorangeht. Sie haben Angst vor den Zeugen.“
„Also wirklich! Ich spinne meine Fäd...“
„Es ist nur die Mailbox dran. Früher war telefonieren so einfach. Es klingelte und man ging ran ... ich kann mich nicht erinnern, dass ich dieses Jahr irgendjemanden direkt erreicht hätte ... Nadja, Liebling ... hier ist dein Schwager Gilles .... schade, dass du nicht da bist ... ich sitze gerade bei Kommissar Leichhardt und er behauptet, du weißt, wer der Täter ist. Jetzt wollten wir dich fragen ...“
„Mr. Baldwin ...!“
„Oh, du bist doch da! Wunderbar! Ja, ich bin hier im Präsidium und helfe Leichhardt. Sag aber Bodo nichts davon, sonst bringt er mich um. Du bringst mich auch um? Das nenne ich Unterstützung. Hör mal ... Leichhardt hier hat irgendwie Angst vor dir .... oha, jetzt wird er böse ... also wir wollten dich fragen, wer es war ... weil du es doch weißt ... wir sind furchtbar gespannt.“
Ein Redeschwall geht auf Baldwin nieder. Ich versuche, dazwischen zu gehen, schließlich gibt er mir den Hörer und Nadja macht mir Vorwürfe, dass ich mit Baldwin über ihren Besuch geredet habe. Drei Minuten später hängt sie mich ab und ich starre auf den tutenden Hörer.
"Schade, sie sagt es uns wohl nicht“, meint Gilles bekümmert. „Kann ich Ihnen sonst behilflich sein? Für Sie ist es doch schön, wenn einer aus der Familie mitmacht.“ Baldwin steht auf und tritt neugierig an meine Pinnwand. „Ein Organigramm ... alle Verdächtigen ... wie weit sind Sie hier? Mit diesen ganzen Leuten? Haben Sie schon jemanden ausgeschlossen?“ Er dreht sich fragend nach mir um. „Mein Name steht ja noch da!“
Anobella - 10. Dez, 09:08
dass museen montags zu sind?
ist das so eine art ausgleich für eine art heiligen sonntag?
*museen immer auf!
**kirchen immer auf!
geschäfte sonntags ZU!
>>>er kommt tatsächlich in mode. trash-mode zwar, aber mit sentimentalem wert. letztens war ich bei einer lufthansaangestellten in eltville - was steht im esszimmer? gelsenkirchener barock.
ein bekannter aus recklinghausen war auch da.
"das ist gelsenkirchener barock!", lachte ich in die küche.
"ja! von meiner oma!"
der bekannte aus recklinghausen schaute (geradeaus) auf einen
>>>spiegel aus dem 19. jahrhundert. "nee. sowas gibts in gelsenkirchen nicht."
"du guckst falsch", sagte ich zu ihm, "ich meine den SCHRANK."
>>>bunzlauer geschirr hatte sie auch noch.
ich hielt allen die kanne ins gesicht. das macht schon spaß, in einer wohnung rumzulaufen und rumzuidentifizieren.
wie ich diese therapien und die in ihnen versammelten irren hasse.
"energie!"
"mut!"
"liebe!"
"kraft!"
da stehen sie im kreis, halten sich bei den händen, machen immer wieder einen schritt in die mitte und schreien sich das zu.
wenn sie das nur machen würden, um tatsächlich über glühende kohlen zu laufen - von mir aus. jedem seine obsession.
aber die wollen fürs leben lernen. deswegen machen die den quatsch. aber wenn EINER VON DENEN in der fußgängerzone auf mich zutritt und mich mit "LIEBE! anbrüllt, schlag ich mit meiner tasche zu ...
*droht
n-tv anzuschalten, denn es blendet unten im laufband die breaking news an. momentan sind das die halbzeitergebnisse der bundesliga.
vfl bochum - karlsruher sc = 1 : 1.
Ich habe jetzt 40 Seiten und 2 Figuren weniger (nach Kargianidis flog auch noch Jurgeit raus) im Winzerkrimi.
**lehnt sich zurück
Aber Anobella ist noch nicht drin. Die kriegt jedoch höchstens 3-4 Seiten.
***konzipiert neu
Meine Toolleiste in Word ist mir abhanden gekommen (also wo man fett, kursiv, links und rechtsbündig anklicken kann ...) Wo kriege ich die wieder her?
*hat zwar ein Wordbuch, findet aber nicht die richtigen Suchworte
an dem
>>>metso-minerals-werbefilm ist allerdings, dass schönheitschirurg
>>>dr. armand herberger nicht sendet.
das muss man auch mal sehen. alles hat seine vor- und nachteile.
ich korrigiere mich: die werbesendung geht nicht nur eine halbe, sondern eine ganze stunde.
unterbrochen nur von WERBUNG.
und den telefonumfragen, bei denen die zuschauer DIREKT mit 0,49 cents pro anruf abgezockt werden.
*fernseher aus
**surft auf die tagesschau
Jetzt kommen halbstündige Werbefilme, unterbrochen von 3 minuten news, um halb und um voll. Im Moment über Kettenfräsen. Das merkst du am Anfang nicht. Erst nach 10 Minuten denkst du, was gucke ich da eigentlich. Es steht auch nicht "Anzeige" oben links, dafür kommt das Logo der Firma auf Kränen, Bauhelmen, Hemden dauernd wie zufällig ins Bild. Die Computeranimationen dürften direkt von ihnen sein.
*brütet über ihren Steuerunterlagen
Meine Eltern sind wieder da. Heil von ihrer Kreuzfahrt zurück. Und die SCHLECHTEN NACHRICHTEN (Auto von Mutter kaputt, Stahlpergola im Sturm zusammengebrochen) sind offenbar auch schon verdaut.
*horcht ihrem Vater auf dem Anrufbeantworter zu
**ruft zurück
Kurze Zeit später stehen wir debattierend vor dem Hirschgraben und werfen unsere Pläne erneut über den Haufen. Kaplan will wegen dem Foto in das Labor in der Kirchgasse, Schorndorf muss aufs Gericht wegen einer Zeugenaussage und ich nach Hause. Kaplan setzt eine SMS an Hagenmeister ab, dass wir alle zwei Stunden später kommen und schnell schalten wir auf die Mailbox um, damit er keine Gelegenheit zum Protest hat.
Zu Hause mache ich mir Nudeln mit Rührei und sehe mir die Nachrichten an. Es gibt nichts über Schollhammer. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Die Hype ist offenbar vorüber. In ein paar Tagen wird niemand mehr nach der Lösung des Rätsels suchen und nur noch die Wiesbadener Zeitung dranbleiben. Nur noch Uwe Baier.
Ich rufe meine Mails ab. Zwischen dem ganzen Spam findet sich der unvermeidliche Hagenmeister:
(Freitag, 29. Oktober, 9:23)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Verbleib Ludwig Leichhardt
Lieber Ludwig,
jetzt sind Sie wieder verschwunden. Sie wurden zuletzt auf dem Begräbnis Schollhammers gesichtet. Gerne hätten wir Ihre Eindrücke geteilt. Melden Sie sich bitte im Präsidium.
Liebe Grüße, Otto
(Freitag, 29. Oktober, 10:44)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Privatleben Ludwig Leichhardt
Lieber Ludwig,
weiterhin keine Neuigkeiten von Ihnen. Natürlich kann es sein, dass Sie privaten Dingen nachgehen. Wer wollte es Ihnen verdenken. Wir müssen alle ab und zu mal abschalten. Trotzdem wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie gelegentlich eine Meldung an uns absetzen könnten.
Liebe Grüße, Otto
(Freitag, 29. Oktober, 11:52)
Von: Chef@KripoWiesbaden.de
An: Leichhardt@KripoWiesbaden.de
Betreff: Sabbatical Ludwig Leichhardt?
Lieber Ludwig,
Sie werden doch nicht schon Ihr Sabbatical genommen haben, mit dem Sie uns seit Jahren in den Ohren liegen? Manchmal mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam und nicht immer wird ein amtliches Schreiben über das Ausscheiden eines Kollegen zeitnah an die betreffende Abteilung weitergeleitet. Dennoch: Hätten wir nicht von Ihnen erwarten dürfen, dass Sie sich abmelden? Einen Ausstand feiern? Sich verabschieden? Ihr Schreibtisch sieht so aus, als hätten Sie ihn eben erst verlassen. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, Ihre – was ist das, eine Hähnchentüte? – und Kaffeetasse abzuräumen. Da es nicht Ihre Art ist, anderen Ihren Müll aufzubürden, gibt uns das noch Hoffnung, dass Sie vielleicht doch noch Mitglied dieser Abteilung sind?
Hoffnungsvolle Grüße, Otto
Ich frage mich, wann der Kerl Zeit hat, die ganzen Mails zu schreiben und maile ein Bin ja gleich da, nur keine Panik zurück.
„Diocristo!“, ruft Fabrizio mir auf dem Bürgersteig entgegen. „Ich dachte schon, du hättest dich ins Ausland abgesetzt! Du schuldest mir noch 50 Euro!“
Ich ziehe einen zerknüllten 100-Euro-Schein aus der Tasche, streiche ihn glatt und reiche ihn meinem Gläubiger.
„Eine neue Essenstüte, bitte.“
Fabrizio studiert mein Gesicht. „Was hast du da am Kinn? Ketchup?“
Anobella (mahnt): Wir MÜSSEN morgen die Mülleimer rausstellen.
Der Nachbar: Wann kommt noch mal genau die Müllabfuhr?
Anobella: Freitag FRÜH.
Der Nachbar (versteht): Also müssen die Eimer Donnerstag Abend raus.
Anobella: Genau.
Der Nachbar (bleibt an seiner Haustür stehen)
Anobella (an ihrem Auto)
Der Nachbar (düster): Ihr Vater bringt mich um, wenn das diesmal nicht klappt.
Anobella (auch düster): Mich auch.
Der Nachbar und Anobella (machen sich Mut): Wir MÜSSEN einfach dran denken. Es MUSS gehen.
Anobella (seufzt): Ich schreibs NOCHMAL auf.
Der Nachbar: Ich HABS schon aufgeschrieben, und schon wieder vergessen.
Anobella (sieht schwarz) (wird von ihrem Vater umgebracht werden) (hatte es auch schon wieder vergessen)
erinnerte ich mich an ein grandiose Fehlleistung ... ich war damals in London in der Jugendherberge (St. Paul´s), ungefähr 17, und eine junge Israelin sprach mich an, wie wäre es denn, den Tag zusammen zu verbringen? Ich war damals schon der unspontanste Mensch on earth, ich sage IMMER spontan NEIN, es ist wie ein Reflex, und wenn man da nicht gute Nerven hat, und durchhält, und meinen diffusen Gesichtsausdruck ignoriert (Schockstarre) ... jedenfalls sage ich irgendwann JA (wenn ich mich von MEINEM schönen Konzept für den Tag verabschiedet habe), sage also ""Schöne Idee, das machen wir", und meine Gesichtszüge hellen sich endlich auf (zur Erleichterung beider Teile).
Damals in London gelang es trotzdem alles nicht richtig. Das Mädel war nett, ich habe sie in interessanter Erinnerung, neugierig, offen, und wie gesagt, mit der nötigen Nervenstärke, meinen „Wir-in-London-den-Tag-verbringen-wie-kommst-du-
denn-auf-DIE-Idee?!?“-Gesichtsausdruck durchzuhalten.
Ich weiß nicht mehr, was wir gemacht haben, kann sein, dass wir in der Tate waren (ich gehe immer in de Tate, wenn ich in London bin) (*kann sich London seit einigen Jahren nicht mehr leisten). Auf jeden Fall hatte ich nur zwei Themen: Die Autonomie des palästinensischen Volkes, und der Verrat einer Freundin zu Hause (weder weiß ich welche Freundin noch welchen Verrat).
Den nächsten Tag wollte sie dann nicht mehr mit mir verbringen, aber ich glaube, sie ist ganzgenerell abgereist.
Das zum Beispiel würde ich FUNDIERT anders machen, wenn ich noch mal könnte.
(Fiel mir ein, als ich einen Artikel aus der ZEIT über eine Veranstaltung im Goetheinstitut Tel Aviv las. Die Jugendlichen sagten, die Freunde Israels seien die USA, Deutschland und Jordanien; in dieser Reihenfolge) (8. März 2006).
reich-ranickis leben soll verfilmt werden, 2008. sie haben schon den regisseur, aber noch nicht den schauspieler.
ich weiß wen, ich weiß wen!
TOM CRUISE!
der hat den MUT dazu!
hat nicht jeder ...!
;-)
aus dem ich im Moment und seit 10 Tagen funke, nicht zu denken, aber heute Abend kommt im Ersten ein Film mit Suzanne v. Borsody - die ich sowieso mag, und mit Anna Mühe (der Tochter von Ulrich Mühe), die mich letztes Jahr so begeistert hat. Sie sieht aus wie eine Barbiepuppe, blond, blauäugig, aber kann eine tierische Power kriegen.
Kann. Vielleicht taugt der Film ja was!
:)
Heute werde ich meine Schüler fragen, wie sie es finden, mit 64 das erste Kind zu bekommen.
Ich werde mich bemühen, ihre Antwort nicht zu manipulieren. Ich rege mich ja selten auf, aber ich finde das DERMASSEN daneben, überflüssig, furchtbar (die Eltern sind achtzig, wenn die Kleene in der Pubertät ist), neurotisch ,unverarbeitet, infantil, unverantwortlich, egoman ...
*findet EIGENTLICH keine Worte
**haut auf den Tisch!
Die Stunde neigt sich langsam dem Ende zu. Ich ergehe mich in Abfragerei, um die Klasse zu fokussieren. Dresden ist die Hauptstadt von? Sachsen. Potsdam von? Brandenburg. Den Rest haben sie noch nie gehört. Berlin ist die?
HAUPTSTADT!
Wo liegt Berlin?
OBEN!
Gehts ein bisschen genauer?
Rudern aller Arme in Richtung Hamburg.
„Berlin liegt im Osten, fast in Polen.“
„Polen ...“
Außer dem Polen können sie sich Polen nicht vorstellen.
„Was kommt nach Polen?“, frage ich, Mariusz zuzischend, dass er den Mund halten soll.
Öh. Nichts. Der Busch.
„Die UKRAINE.“
„Aha. Soso. Iss ja interessant. Noch nie gehört. Das sind doch Russen, oder?“
Auf die Schlagworte Kommunismus und Kapitalismus passiert nichts. Auch bei den Russen nicht. Sie sind Jahrgang 90 und haben keine Ahnung, dass ihre Eltern im Kommunismus lebten.
Sie wissen auch nicht, was Kapitalismus ist. Das ließe sich entschuldigen, wenn bei „soziale Marktwirtschaft“ irgendwas klingeln würde. Klingelt aber nichts. Auf die Frage „Was ist eine Demokratie?“ prasselt auf mich ein: „Da kann jeder machen, was er will“, „Das iss irgendwas mit Berlin“ und „Das iss die Regierung.“
Mit Föderalismus brauche ich erst gar nicht anzufangen. Politiker kriegen sie immerhin zwei zusammen: Die Kanzlerin ist Angela Merkel und der Außenminister Joschka Fischer. Von fünf Parteien haben sie von dreien schon mal gehört, aber welche politische Richtung? Keine Ahnung. Roland Koch ist ihnen auf Nachfrage (Anobella am Ende ihrer Nerven) ein Begriff, aber nur weil er am Kochbrunnnen residiert. Ganz klar SPD. Auch Merkel, ganz klar SPD. Joschka Fischer: SPD. Präsident Köhlmann auch.
Alle SPD.
Okay. Es ist nicht so, dass sie nicht wollen, sie können nur nicht. Kein Mensch hat bisher in den achtzehn Jahren ihres Lebens zu ihnen gesagt. Heb mal den Blick, schau mal von der Straße auf, das da oben, was du da siehst, das sind die schönsten Berge der Welt. Fast jedenfalls. Und, super, die gehören zu Wiesbaden.
Also wie heißen die jetzt?
Ich fange nochmal von vorne an. „Das ist die Hohe Wurzel, da kommt ihr nach Bad Schwalbach. Das ist die Eiserne Hand, da kommt ihr nach Taunusstein.“ („Hirntod!“) „Das ist die Platte, da kommt ihr nach Idstein. Links ist die Bäderstraße, die führt nach Schlangenbad, Bad Schwalbach und Bad Ems. Rechts die Hühnerstraße nach Idstein und Limburg.“
„Bäderstrasse, Hühnerstrasse“, schreiben sie.
„Straße mit „ß“, wenns recht ist.“
„Haben wir jetzt Deutsch oder Heimatkunde?“
„Kruzifix!“
„Iss ja schon gut, nur keine Panik, Anobella ... Straße mit ss ... Scheeeeeeeeeeeeeeeeerz ... mit ß ... wir verbesserns ja schon.“
Wiesbaden liegt in einem Talkessel am Rande des Taunus, eigentlich ist die Lage sagenhaft, man merkt es nur nicht, unsere Wahrnehmung ist zugeschüttet und alles, was wir sehen, wenn wir von Süden kommen, ist Rhein-Main und der Flughafen und die Skyline Frankfurts. Wir haben kein Gefühl mehr dafür, dass sich hier dem Reisenden früher der Taunus in den Weg knallte, für viele Jahrhunderte eine natürliche Grenze. Die Römer kamen nie drüber und errichteten den Limes.
„Aber wenn ihr von Norden, durch die Mittelgebirge kommt, öffnet sich die Landschaft. Die Berge stehen nicht mehr quer, sondern sie begleiten euch. Links der Odenwald, rechts der Pfälzer Wald.“
„Wir sind noch nie von Norden gekommen. Immer nur von der Türkei.“ (*Italien, Griechenland, Spanien)
„Wieviele heiße Quellen hat Wiesbaden?“
Das wissen sie. „Kochbrunnen und Faulbrunnen! Am Faulbrunnen stehen immer die Penner. Der Brunnen stinkt, und die Penner auch.“
„Ich hab nicht nach BRUNNEN gefragt, ich hab nach QUELLEN gefragt.“
Ich lese ihnen vorlese, dass Wiesbaden 26 heiße Quellen hat. Ihre Augen leuchten zum ersten Mal auf.
„26! Boah! Hat nicht jeder, ey!“ Nicken in die Runde. Sie vergleichen es mit dem blöden Mainz, dem blöden Darmstadt und dem blöden Frankfurt. Die alle keine heißen Quellen haben. Ich haue weiter in die Kerbe, weil ich sie endlich am Wickel habe. Kein Trick ist mir zu billig. Mainz, Darmstadt und Frankfurt: Alle wurden sie im Krieg zerbombt. Warum Wiesbaden nicht? Weil die Amerikaner es für sich haben wollten.
„Die englischen Bomber flogen den Rhein runter“, erkläre ich anschaulich, „und warfen ihre Bomben auf Mainz ab. Die Stadt hat vier offene Flanken.“
„Wiesbaden: keine“, erkennen sie.
„Zumindestens“, bestätige ich, „zerschellt man fast am Taunus, wenn man über die Wiesbadener Innenstadt fliegen will.“
„Und Darmstadt auch ...“
„Darmstadt was auch?“
„Vier offene Flanken.“
„Fast. Dreieinhalb. Burg Frankenstein ist im Osten im Weg.“
Für zehn Minuten driftet die Unterhaltung ab in Richtung Frankenstein, Horror, Counterstrike, aber dafür kann ich sie dann umso effektvoller mit meiner Mittelangzeitgedächtnisfrage überrollen: „Wieviel heiße Quellen hat Wiesbaden?“
„26!“ Alle, wie aus der Pistole geschossen.
„Wie heißt das Gebir...“
„TAUNUS!“
„Und die...“
„Eiserne Hand, Platte und Idstein!"
"Und die HOHE WURZEL!"
Das klappt schon wie am Schnürchen, also nächste Frage: Zwei Brücken führen nach Mainz, wie heißen die?“
„Äh. Moment. Brücken nach Mainz? Scheißkaff ... gleich ... Brückenkopf!“
„Das ist der Name der BUSHALTESTELLE. Ich will aber die Brücke. Erster Bundespräsident Deutschlands!“
„Adenauer! Konrad-Adenauer-Brücke.“
„Falsch.“
„Gibts nicht. Wie heißt die Scheißbrücke in das Scheißkaff?“
„Meinen Sie die Autobahnbrücke, Anobella?“
„Nein, das ist die Schiersteiner Brücke!“
„Reingelegt, Anobella. Jetzt haben wir schon mal die andere Brücke. Erster Buchstabe von der nach Mainz?“
„T.“
„Teeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee ...“
„oooooooooooooooooooooooooooooooo ...“
„Theo?“
Mirzet hats: „Theodor-Heuss-Brücke! Fuck, was ne Geburt.“
Sie schreiben auf: Schiersteiner Brücke und Theodor-Heuss-Brücke.
„Heiße Quellen?“
„26, Anobella, wir habens jetzt verstanden. Lass gut sein jetzt. Es reicht. Ein Gebirge, drei Berge, zwei Brücken, alles klar.“
Zeit für das Langzeitgedächtnis. Ich erzähle die Sage Nummer 1. Es heißt, dass ein Drache unter Wiesbaden lebt, und immer, wenn er Feuer speit, dampft es aus den Kanaldeckeln. Achtet mal drauf.
Meine Drachengeschichte reißt sie nicht vom Hocker.
Anobella - 30. Nov, 15:11
Smarf hat sich bereit erklärt, die Sexszenen in meinem Krimi zu schreiben.
**lehnt sich zurück
Anobella - 30. Nov, 14:54